Anton Zetterholm: „Ich dachte, hier regnet es immer“

Gespräch: Der Schwede Anton Zetterholm probt für das Tarzan-Musical: „Ich weiß, ich bin kein Weissmüller.“

Hamburg. "Ich weiß, ich bin kein Johnny Weissmüller. Aber ich glaube, ich bin ein realistischer Tarzan", sagt Anton Zetterholm. Tatsächlich wirkt der 22-jährige Schwede viel zarter als die Lianenmänner, die man aus Hollywoodfilmen kennt. Doch an Muskelleistung wird er es leicht mit ihnen aufnehmen, wenn er als Musical-Tarzan im Lendenschurz quer durch das Theater schwingt und dazu singt. Außerdem beruhigt ihn Phil Collins, der die Musik für das Musical geschrieben hat: "Im Dschungel gibt es auch keinen Kraftraum."

Das ganze Leben von Anton Zetterholm ist in diesem Jahr in gehörige Schwingungen geraten. Aufgewachsen ist er im beschaulichen Småland, wo es tatsächlich so aussieht wie auf den idyllischen Bildern im Ikea-Katalog, sagt er. Der kleine Anton spielte Fußball und "alles, was sonst noch mit Bällen zu tun hat". Erst mit 16 entdeckte er das Singen für sich, trat in seiner Schule auf, wollte auch beruflich bald nichts anderes mehr als Singen, Tanzen, Spielen.

Als er zur Musical-Ausbildung nach Göteborg ging, kam der erste Schock: "In einer kleinen Stadt wie Växjö ist man schnell ein Star. Aber in der Musical-Klasse sind 20Jungs, die genauso gut sind wie du."

Bei einer Studenten-Aufführung sahen ihn Mitarbeiter des Musical-Produzenten Stage Entertainment und legten ihm ans Herz, sich bei der Sat.1-Castingshow für das Tarzan-Musical zu bewerben. Davon waren zwar bereits einige Folgen gelaufen, doch Anton wurde flugs noch im Kandidatenfeld untergebracht. Prompt begeisterte sich die Jury von Woche zu Woche mehr für ihn. Da wundert es nicht, dass auch die Zuschauer am Ende für ihn stimmten: Anton Zetterholm ergatterte die Titelrolle für das "Tarzan"-Musical in Hamburg. Er selbst sagt artig, er sei völlig erstaunt gewesen, als er das Ergebnis gesehen habe: "Nie hätte ich damit gerechnet zu gewinnen."

Ruckzuck zog er nach Hamburg um und bekam den nächsten kleinen Schock: "Erst dachte ich, es würde hier jeden Tag regnen." Zeit für Trübsal hätte er aber sowieso nicht gehabt. Schließlich sind seine Tage einem Ziel untergeordnet: Der Premiere am 19. Oktober und einer möglichst langen Spielzeit - "der König der Löwen läuft schließlich auch schon sieben Jahre in Hamburg".

Also nimmt Anton Deutschunterricht und intoniert schon akzentfrei den Hit des Musicals "Dir gehört mein Herz". Er geht täglich zum Krafttraining, er besucht Yogastunden für die Biegsamkeit, er macht Flugworkshops, um seine Technik an den Lianen zu verbessern. Er isst kaum noch Fleisch, achtet auf seinen Schlaf und meidet Partys. Zwischendurch hat er noch 70 Quadratmeter Altbau renoviert. Seine Freundin Veronica kann also endlich nachkommen: "Sie sucht Arbeit als Tänzerin und kümmert sich außerdem um mich."

Dennoch ist Anton Zetterholm vor seiner ersten großen Produktion ein bisschen bange: "Ich habe keine Ahnung, wie meine Stimme und mein Körper reagieren, wenn sie jeden Tag und jeden Tag Hochleistung bringen müssen." Seiner kleinen Schwester hat er vom Musical jedenfalls abgeraten: "Es ist ein echt harter Job."

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