Aus dem Leben eines Mager-Models

Catharina Geiselhart (21) ist bei den großen Schauen gelaufen — und hat über diese Zeit einen Roman geschrieben.

Paris. In der französischen Hauptstadt Paris trifft sich in diesen Tagen aus der Modewelt alles was Rang und Namen hat. Denn es ist Fashionweek-Zeit. Auch Catharina Geiselhart war schon dabei. Die heute 21-Jährige war Model. Sie arbeitete seit ihrem 16. Lebensjahr unter anderem für Modehäuser wie Chanel. Bis sie mit 19 Jahren alles hinwarf — sie litt an Magersucht. Jetzt hat Geiselhart einen autobiografischen Roman über diese Zeit geschrieben.

Frau Geiselhart, wurden Sie genau wie Ihre Romanfigur Morgan als Model entdeckt?

Catharina Geiselhart: Ja, meine Mutter und ich waren in einem großen Kaufhaus in Paris. Ich bemerkte, dass wir von einer Frau beobachtet wurden. Sie kam auf uns zu und fragte, ob ich Model sei. Ich sagte natürlich nein. Sie erklärte uns daraufhin, dass sie für eine renommierte Agentur arbeitet und schlug uns vor, einmal vorbeizukommen. Das haben wir noch am selben Tag gemacht. So fing alles an.

Wie sieht der Alltag eines Models aus?

Geiselhart: Ich hatte keinen typischen Model-Alltag, da ich ja noch zum Gymnasium ging. Manchmal hat meine Mutter mich nach der Schule abgeholt, und wir sind zu ein oder zwei Castings gegangen, bis 22 Uhr. Am Wochenende hatte ich dann rund um die Uhr zu tun. Bei einem Casting steht man erst einmal Schlange. Ist man dran, schauen sich die Verantwortlichen dein Foto-Buch an, wenn sie gar nicht interessiert sind, schlagen sie das Buch zu und schreien „Next“. Wenn man gefällt, gibt man seine Karte ab und wird benachrichtigt.

Welcher Auftrag war das Highlight ihrer Karriere?

Geiselhardt: Die Arbeit für Louis Vuitton.

Wie viel Geld haben Sie bekommen?

Geiselhart (grinst): Das sage ich nicht.

Ihre Romanhel- din hat schon vor ihrer Arbeit Probleme mit ihrer Figur, war das bei Ihnen genauso?

Geiselhart: Ich hatte die Anorexia (Magersucht) nicht so extrem wie Morgan. Aber tatsächlich hat es auch bei mir angefangen, bevor ich in die Modelwelt kam. Das Ganze wurde dort nur verstärkt.

Wann haben Sie sich selbst eingestanden, dass es so nicht mehr weitergeht?

Geiselhart: Einen bestimmten Stichtag gibt es nicht. Diese Krankheit ist dafür zu vielschichtig. Ich habe nur eines Tages gemerkt, dass ich zu weit gehe, weil ich bei Treffen mit Freunden immer zu spät kam, damit sie schon gegessen hatten. Irgendwann wurde ich dann nicht mehr eingeladen. Ich habe mich selbst ausgeschlossen.

Wie haben Sie die Krankheit überwunden?

Geiselhart: Magersucht hat tiefe psychische Ursachen, deshalb braucht man professionelle Hilfe — Psychologen und Ernährungsberater. Diese Leute haben mir geholfen.

Wie lange sind Sie jetzt gesund?

Geiselhart: Ganz gesund bin ich jetzt seit etwa eineinhalb Jahren.

Vermissen Sie das Leben als Model?

Geiselhart (lacht): Ich vermisse die Modewelt nicht. Das war eine gute Erfahrung, aber mehr nicht. Jetzt studiere ich Literaturwissenschaft, das ist viel besser.

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