Axel Prahl: Von der Wurstbude zum „Tatort“

Seit zehn Jahren spielt Axel Prahl den Ermittler Frank Thiel im Münsteraner Krimi — der „humoristischen Variante“.

Münster. Als Tatort-Kommissar Frank Thiel lockt er durchschnittlich elf Millionen Fernsehzuschauer vor den Bildschirm — Rekord. Axel Prahl ist das ein bisschen unheimlich. „Schließlich ist es nur Unterhaltung“, sagt der 52-jährige Schauspieler lapidar. „Die Vorstellung, eine Stadt, etwa dreimal so groß wie Berlin, und alle sitzen vor der Glotze, ist schon verrückt.“ Eigentlich wollte er Grundschullehrer werden, Mathe und Musik. Doch der gebürtige Eutiner schmiss das Studium, verdingte sich mit Gelegenheitsjobs vom Gleisbauer bis zum Würstchenverkäufer, spielte in verschiedenen Bands Gitarre.

Die Wende kam, als Axel Prahl an der Schauspielschule in Kiel anheuerte. Eigentlich wollte er als Kind Rockstar werden, tat erste musikalische Schritte im Kirchenchor. Für die Schauspielerei entschied er sich aus einem einfachen Grund: „Damit konnte ich meinen Lebensunterhalt finanzieren.“

Innerhalb weniger Monate bekam er ein Engagement am Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Es folgten das Renaissance- und das Grips Theater in Berlin. 1992 die erste Filmrolle in „Schlafende Hunde“, seitdem dreht er für Fernsehen und Kino, zuletzt „Der ganz große Traum“, „In der Welt habt ihr Angst“, „Die Lehrerin“, und „Das Millionen Rennen“ — zu sehen in der ARD am 12. Dezember.

Bekannt ist Prahl, der sich selbst als Mann aus dem Volk sieht und die Bierflasche gern lässig mit den Zähnen öffnet, aber für seine Rolle als Frank Thiel im Münsteraner Tatort, seit genau zehn Jahren. Knapp zwölf Millionen Zuschauer sahen die Folge „Hinkebein“ im März. Das Erfolgsgeheimnis? „Vielleicht merkt man uns die große Spielfreude an, mit der alle dabei sind. Mit dieser humoristischen Variante machen wir klar: Das ist ein Unterhaltungsprodukt und hat mit der Realität von Ermittlern nur am Rande zu tun. Wir brechen manchmal zusammen vor Lachen, wenn wir die Dialoge einstudieren.“

Prahl selbst hat nur wenig von dem mürrischen, manchmal maulfaulen Frank Thiel mit seinem poltrigen Charme, mag die Figur aber sehr: „Seine Pointen kommen so aus der kalten Küche — zack.“ Unprätentiös sind sie beide, Thiel und Prahl, dabei könnte sich der Schauspieler Allüren durchaus leisten. Für den Tatort bekamen er und sein Kollege Jan Josef Liefers im vergangenen Jahr die „Goldene Kamera“.

Gerade ist er zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre raus aus Berlin, dieses Mal in ein Haus am See gezogen. Zuvor hatte er ein Fabrikloft gekauft und renoviert: „Das will ich demnächst vermieten.“

Neben Filmen, der Musik und seinen vier Kindern bleibt wenig Zeit für Hobbys: „Ein bisschen Tischtennis, das war‘s.“ St.-Pauli-Fan, ja, das war er selbst auch mal, wie der Kommissar: „Als Jugendliche sind wir mit der Bahn aus der Provinz angereist“, erzählt Prahl, „da ging immer der Joint ’rum auf den Zuschauerrängen, das hat uns schon gut gefallen.“ Heute sieht er sich eher als Sympathisant denn als Fan: „Ich muss mal wieder ins Stadion, war lange nicht mehr da.“

“ 22. Tatort aus Münster: „Das Wunder von Wolbeck“, Sonntag, 25.11., 20.15 Uhr, ARD

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