Biografie: Udo Jürgens begegnet seiner Jugend

Das Leben des Schlagerstars wird gerade verfilmt. 2011 läuft „Der Mann mit dem Fagott“ im Fernsehen.

Köln. "Es ist ein großes Erlebnis für mich, dass aus dem Buch über mein Leben ein Film geworden ist. Ich hätte es nicht für verfilmbar gehalten und auch nie gehofft, dass jemand irgendwann den Mut dazu hat", zeigt sich Udo Jürgens (76) tief beeindruckt, als er am Donnerstag in der Kölnarena die ersten Szenen aus "Der Mann mit dem Fagott" sieht.

Dort laufen derzeit die letzten Dreharbeiten für den zweiteiligen Fernsehfilm, der an Udo Jürgens’ Geburtstag, dem 30. September 2011, in der ARD ausgestrahlt wird.

Der Komponist begegnet dort seinem Vater (Ulrich Noethen), seinem Großvater (Christian Berkel "Der Kriminalist") und sich selbst als junger Udo Bockelmann (David Rott). "Es ist, als würde meine Jugend wieder auferstehen", sagt Jürgens, der auch selbst vor der Kamera agiert.

"Ich bin begeistert von der Leistung der Schauspieler. David Rott stellt mich als junger Sänger mit einer Ähnlichkeit dar, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich war im Vorfeld sehr besorgt, ob das klappt. Jetzt sind alle Zweifel und Ängste ausgeräumt", freut sich Jürgens.

Bewegend sei für ihn im Film vor allem die Begegnung zwischen seinem Vater und seinem Großvater. "Mein Vater hat zuerst noch geglaubt, dass die Nazis eine Lösung finden können. Er musste später auf brutalste Weise erfahren, dass er damit falsch liegt", erinnert sich der Sänger.

Der Film zeigt unter anderem ein Szene, in der Rudi Bockelmann brutal von den NS-Schergen verhört wird, weil sein Vater Kontakt mit Juden hatte und bei ihm ein Bild gefunden wurde, das einen Juden zeigt. "Für mich sind solche Szenen eine sehr persönliche Angelegenheit."

Die Geschichte seiner Familie habe sein Leben geprägt und sei irgendwann ganz unmerklich zu seiner eigenen geworden. Seit seiner Kindheit habe ihn die Geschichte seines Großvaters vom Mann mit dem Fagott begleitet.

"Vor zwölf Jahren ist daraus ein literarisches Projekt geworden, an dem ich und meine Koautorin Michaela Moritz sechs Jahre lang gearbeitet haben", erinnert sich Jürgens.

Noch einmal gut fünf Jahre hat es gedauert, bis aus dem Buch ein Film geworden ist. "Ich habe Jürgens’ Buch durch Zufall am Flughafen entdeckt, als mein Flieger Verspätung hatte, und es in einer Nacht verschlungen", berichtet Produzentin Regina Ziegler, die das elf Millionen Euro teure Großprojekt mit ihrem österreichischen Kollegen Klaus Graf gestemmt hat.

Die Geschichte sei eine Familienchronik, die den Zuschauern das 20. Jahrhundert auf eine ganz besondere Art und Weise näher bringe.

Sie beginnt 1891 in Bremen, als der junge Heinrich Bockelmann, der Großvater von Udo Jürgens, einem Straßenmusiker - dem Mann mit dem Fagott - begegnet. Tief von dessen Musik berührt, reist er nach Moskau, wo er zu einem der einflussreichsten Bankiers des Landes wird. Nach dem ersten Weltkrieg lebt er mit seinem Sohn in Österreich, wo er schon bald ins Visier der Nazis gerät.

Auch Jürgens leidet als Kind darunter und zieht sich als stiller Junge ans Klavier zurück anstatt zur Hitler-Jugend zu gehen. Damit schützt er sich nicht nur vor der NS-Diktatur, sondern legt auch den Grundstein für eine Karriere als einer der erfolgreichsten Entertainer und Sänger im deutschsprachigen Raum.

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