Birgit Fischer: Mit 50 Jahren fit für Olympia

Die erfolgreichste Kanutin will sich für London 2012 qualifizieren. Deshalb trainiert Birgit Fischer wieder.

Düsseldorf. Sie ist besonders. Nicht erst seit heute. Möglicherweise aber wird sie ab heute einmalig sein. Birgit Fischer, die erfolgreichste Kanutin der Welt, feiert am Samstag in Potsdam ihren 50. Geburtstag. Und denkt ernsthaft darüber nach, sich nach sechseinhalb Jahren Wettkampfpause nochmals für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

„Ich trainiere hart“, sagt sie. Und wenn es Anfang und Ende April um die Tickets für Olympia 2012 in London geht, wird sie vielleicht dabei sein. Um sich gegen Konkurrentinnen durchzusetzen, die durch die Bank ihre Töchter sein könnten. „Die Vorbereitungen laufen, aber Olympia ist für mich noch weit weg“, sagt sie. Wer sie nur ein wenig kennt, weiß aber, dass das nicht stimmt.

Wenn sich eine Frau wie Birgit Fischer etwas vornimmt, wird das nach bisherigen Erfahrungen immer Wirklichkeit. Sie will ihre endgültige Entscheidung am 25. März bekanntgeben. An diesem Tag ist Meldeschluss. Vermutlich hat sie aufgrund ihrer Trainingswerte aber schon längst eine Entscheidung getroffen. Jedenfalls hat sie sich schon vor sechs Monaten im Kontrollsystem der Nationalen Anti-Doping-Agentur zurückgemeldet. Das macht man nur, wenn Pläne das Planungsstadium hinter sich gelassen haben.

Die Frage, warum sie sich der Trainingsfron des Hochleistungssports nochmals ausliefert, beantwortet Birgit Fischer ausdrücklich nicht. Acht olympische Goldmedaillen hat sie bereits gewonnen. Auf dem Olymp zu stehen, ist für sie keine Ausnahmesituation.

Zehn Wochen war sie zuletzt in Australien, um zu trainieren. Auf eigene Kosten, wie sie sagt. Bundestrainer Reiner Kießler wurde nur zwischendurch einmal kurz informiert. Wenn es ums Training geht, muss Birgit Fischer keinen mehr fragen. „Ich trainiere nach meinen eigenen Plänen“, sagt sie. Sie ist 27-fache Weltmeisterin, es gibt im deutschen Sport keinen, der auch nur in Ansätzen eine so erfolgreiche Vita aufzuweisen hat wie Birgit Fischer. Wenn sie sich wirklich auf den Weg nach Olympia machen würde, wäre es bereits ihr viertes Comeback.

Ihre letzte Medaille bei Weltmeisterschaften gewann sie 2005 in Zagreb, als sie mit ihrer Nichte Fanny im Zweier-Kajak Bronze holte. Ulrich Feldhoff aus Oberhausen, Ehrenpräsident des Deutschen Kanu-Verbandes und im ehemaligen Deutschen Sportbund für den Leistungssport verantwortlich, sagt: „Birgit Fischer ist sicher eine ganz besondere Frau. Und trotzdem sehe ich ein mögliches Comeback mit gemischten Gefühlen. Sollte sie sich für London qualifizieren, spricht das natürlich nicht für die Stärke des Nachwuchses in unserer Sportart.“

Traditionell zählt der Kanurennsport zu den olympischen Erfolgsgeschichten in Deutschland. Sollte es Birgit Fischer schaffen auf den Lake Dorney im Westen von London, müsste spätestens dann das Nachdenken im Verband anfangen. Alter schützt dann endgültig nicht mehr vor Olympia. Und das wäre dann schon eine ganz besondere Geschichte.

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