Bogner dreht noch einmal auf

Das Multitalent war bei Olympia dabei, hat James Bond geholfen und ein Mode-Imperium aufgebaut. Am Montag wird er 70.

München. Olympia 2018 in München, das hätte für Willy Bogner den Kreis auf geniale Weise geschlossen. Sein Vater war in Garmisch-Partenkirchen 1936 dabei, zweimal trat Willy Bogner selbst als Ski-Rennläufer bei Olympischen Winterspielen an. Er kleidet die deutschen Ski-Asse ein und war Chef der Bewerbungsgesellschaft 2018. „Olympia 2018 nach München zu holen, ist die größte olympische Herausforderung, der ich mich je gestellt habe“, sagte er, als er Ende 2009 das Amt übernahm.

Der Traum von Olympia in seiner Heimatstadt München ist vorerst geplatzt, aber Bogner hat längst neue Projekte: Der Ex-Rennläufer, Mode-Unternehmer und Filmemacher, der am Montag 70 Jahre alt wird, dreht einen neuen Kinofilm. Erstmals geht in diesem Jahr auch die olympische Sommer-Mannschaft in London in Bogner-Sachen an den Start, und außerdem feiert sein Unternehmen das 80-jährige Bestehen.

Noch heute stürzt sich Bogner mit der Kamera in der Hand auf Skiern eine Bobbahn hinunter — wie seinerzeit für einen James-Bond-Streifen. „Das ist nicht so gefährlich. Man übt ja vorher, und die Bahn ist komplett frei“, sagte er dem „Playboy“.

Noch während der Zeit als Skirennfahrer entdeckte er seine Leidenschaft fürs Filmen: Er brachte mehr als 35 eigene Produktionen heraus. Seine sportliche Erfahrung machte ihn zum Spezialisten für rasante Verfolgungsjagden, er drehte atemberaubende Szenen im Schnee.

Im James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ fuhr er 1969 mit der Kamera auf hinten aufgebogenen Skiern rückwärts vor den Ski-Fahrern her und schuf damit spektakuläre, völlig neue Perspektiven. Auch in den Bond-Filmen „Der Spion, der mich liebte“, „In tödlicher Mission“ und „Im Angesicht des Todes“ filmte er als Kameramann auf Skiern. Risiko, aber stets wohl kalkuliert: Das gehört zu Bogners Erfolgsrezept.

Allerdings hat er auch Rückschläge erlebt. 1964 wurde Bogners damalige Lebensgefährtin Barbi Henneberger bei Dreharbeiten von einer Lawine getötet. 2005 starb sein 17 Jahre alter Adoptivsohn Bernhard.

Mit seiner brasilianischen Ehefrau Sonia, die er 1972 heiratete, ist er nicht nur am Firmenhauptsitz in München, sondern auch am Tegernsee, in St. Moritz und auf Mallorca zu Hause. Bogner sieht diesen Lebensstil auch als Bestandteil der Firmenkultur. Der Zeitung „Die Welt“ sagte er einmal: „Wie wir leben, wohin wir reisen, was wir anziehen — das alles prägt die Marke Bogner.“

Seit er 1977 die Leitung des familieneigenen Sportmodeunternehmens übernahm, hat er das Markenzeichen, ein großes B im Kreis, zum weltbekannten Mode-Label gemacht. In den vergangenen Jahren hat Willy Bogner den Konzern umstrukturiert, die Produktion ins Ausland verlagert. 2011 war für das Unternehmen mit mehr als 200 Millionen Euro Umsatz das beste Jahr der Firmengeschichte.

Dabei war Bogner zunächst in die sportlichen Fußstapfen des Vaters getreten: Mit 17 gewann er als erster Deutscher das renommierte Lauberhorn-Rennen. Mehrfach holte er deutsche Titel in Abfahrt, Slalom und Kombination. 1960 und 1964 trat er bei den Olympischen Winterspielen an. Dort reichte es aber nicht für eine Medaille, er belegte jeweils Platz neun.

Willy Bogner hofft weiter auf Olympia in München und würde sich freuen, wenn sich die Stadt noch einmal bewerben würde.

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