Brigitte Oelke: „Queen Mum“ in der Musicalwelt

Die gebürtige Schweizerin Brigitte Oelke spielt seit neun Jahren in „We will rock you“ mit — derzeit im Colosseum Essen.

Essen. Brigitte Oelke ist zur bösen Fee verdammt. Sie ist die düstere Diva vom Dienst. Zumindest auf Musicalbühnen rockt, singt und tanzt die in St. Gallen in der Schweiz geborene Wahl-Berlinerin seit 20 Jahren in großen Posen. Ob als Evita, als Anita in „West Side Story“ oder als Rebecca im „Tanz der Vampire“, in kleinen Theatern und kommerziellen Musicalpalästen.

Berühmt wurde die leidenschaftliche Motorradfahrerin mit knallrot gefärbten Haaren 2004, als sie in Köln in der deutschen Erstaufführung von „We will rock you“ die „Killer Queen“ sang. In dem Kultmusical mit Songs von Queen spielt sie die Herrscherin im Reich der virtuellen Musik: In dominanter Pose bekämpft sie Außenseiter, die sie entmachten und die Welt mit einer E-Gitarre retten wollen.

Diese Partie, die der Oelke wie auf den Leib geschnitten scheint und ihr Erfolge in Wien und Berlin bescherte, spielt sie seit vergangener Woche im Essener Colosseum. Bis Juni wird ihr kraftvoll aufgedrehter Mezzosopran den Queen-Fans so richtig einheizen. Nach neun Jahren in der Rolle der „Killer Queen“ sehen manche in ihr bereits eine „Queen Mum“. Erstaunt ist Oelke darüber, dass die Comedy-Handlung im Stile von Fantasyromanen selbst die heutige Jugend begeistert. „Die mittlere Generation, die mit Queen aufwuchs, kauft aber Tickets wegen der Musik.“

Bei der Essener Premiere war hautnah zu erleben, wie euphorisch sich das Publikum bis zum Finale steigert. Die dienstälteste „Killer Queen“, die ihr Alter verschweigt und ihre Auftritte mit ironischem Lächeln beschreibt, schmunzelt: „Da wird richtig gerockt!“ Das Jukebox-Drama lebt von Hits der legendären britischen Rockgruppe, die die Fans am liebsten lauthals mitsingen.

Um sie herum bastelte Ben Elton einen dürftigen Plot, in dem sich Außenseiter — die „Bohemians“ — gegen das Diktat computererzeugter Gaga-Musik auflehnen und die Welt davor retten wollen. Stets im Kampf stehen sie mit der Killer Queen, die ihre Zwangsherrschaft auf dem Planeten „e.bay“ mit Klauen und Zähnen verteidigt. Sie will, dass alle die gleichen Klamotten tragen und dieselbe Musik hören.

Plakativ wirkt das, könnte man Elton vorwerfen. Clever gemacht ist es dennoch. „Der Autor wollte eben keinen Shakespeare schreiben“, sagt die Darstellerin, die selbst zur „Queen“-Generation zählt. Mit 13 war Oelke Fan der Band und „wollte Freddy Mercury heiraten“, erinnert sie sich. Dessen Powersong „Play the Game“ faszinierte die Oelke als Teenager, „weil man nie wusste, ob ein Mann oder eine Frau singt“. Später, mit 16, wollte sie Rockstar werden, ging mit ihrer Gitarre in die USA und ließ sich — nach ihrer Rückkehr — in Hamburg zur Musicaldarstellerin ausbilden.

Als Glückskind startete sie ihre Karriere mit Roman Polanski und, für die Uraufführung von „Jekyll and Hyde“, mit Opernregisseur Dietrich Hilsdorf. Ihre Wurzeln im Stadttheater pflegt Oelke aber bis heute. So wird sie ab dem 8. Mai die Hauptrolle in „City of Angels“ in Bielefeld singen. In dem Musical geht um die „Traumfabrik Hollywood“ — und um den Jazz im amerikanischen Big-Band-Stil. „Jazz bekommt meiner Stimme sehr gut“, ist die singende Aktrice überzeugt.

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