Briten feiern ihre Langzeit-Queen

London (dpa) - Bitte keinen Rummel: Das war die klare Ansage der Queen vor ihrem Rekordtag. Elizabeth II. wolle keinen Wirbel um einen Tag, der mit dem Tod ihres Vaters George VI. und ihrer Ur-Ur-Großmutter Victoria zu tun habe, diktierten Mitarbeiter des Buckingham-Palasts britischen Medien in den Block.

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Dass das nicht ganz klappen würde, war absehbar. Schließlich hatte Tag Nummer 23 226 ihrer Regierungszeit eine historische Dimension: Es war der Tag, an dem die Queen am frühen Abend so lange regierte wie sonst kein König und keine Königin in der rund 1000-jährigen britischen Monarchie.

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Der Kommentar der 89-Jährigen dazu fiel nüchtern aus. „In einem langen Leben kann man so manche Meilensteine erleben. Meines ist da keine Ausnahme“, sagte sie und bedankte sich für die vielen netten Nachrichten. Angestrebt habe sie den Tag nicht. Das war's. Historiker, Politiker und Prominente gingen inhaltlich am Mittwoch etwas weiter: Sie betonten die Bedeutung Elizabeths als Orientierung und Stabilität bietende Leitfigur der britischen Gesellschaft.

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„In einer sich wandelnden Welt, die viele Menschen zutiefst verstört, war sie ein Symbol der Geborgenheit“, sagte Historiker und Biograf Robert Lacey. „Die ultimative Girlpower-Frau“, befand Ex-Spice-Girl Geri Horner, ehemals Halliwell.

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Für die Queen war der Tag „Business as usual“. Wie üblich um diese Jahreszeit weilt sie in Schottland auf Schloss Balmoral. Von dort ging es im Hubschrauber und dann in ihrer dunkelroten Limousine nach Edinburgh, wo der königliche Zug mit Dampflok schon wartete. Die Königin trug einen Mantel in Indigoblau und Türkis, hergestellt von ihrem deutschen Hofschneider Karl-Ludwig Rehse, und einen passenden Hut von Angela Kelly. An ihrer Seite war Ehemann Prinz Philip (94).

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Während Premier David Cameron im Londoner Parlament die Ausdauer und den Fleiß der Königin lobte, die bei seiner Geburt schon 14 Jahre auf dem Thron saß, fuhr das Paar einige Kilometer einer neuen Bahnlinie entlang. Mit im Wagen: Nicola Sturgeon, Regierungschefin Schottlands, die vergangenes Jahr noch leidenschaftlich für den Ausstieg der Schotten auf dem Vereinigten Königreich geworben hatte. Wie sie es unzählige Male in den vergangenen 63 Jahren und sieben Monaten getan hat, enthüllte die Queen eine Plakette, während die Zuschauer Fähnchen schwenkten.

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Abends sollte es britischen Medien zufolge ein Essen auf dem Landsitz Balmoral mit Enkel William, Nummer zwei der Thronfolge, und seiner Frau Kate geben. Andere Windsors gingen am Mittwoch wie das Familienoberhaupt ihren Aufgaben nach: Tochter Anne (65) eröffnete eine Ausstellung und besuchte eine Wohltätigkeitsveranstaltung, Sohn Edward (51) besichtigte eine Jugendeinrichtung.

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Thronfolger Prinz Charles (66) nahm an Dreharbeiten einer Dokumentation über seine Stiftung teil, seine Frau Camilla (68) besuchte den Sender ITV. Dort lobte sie, dass ihre Schwiegermutter den Rekord Victorias „mit so viel Stil“ eingestellt habe.

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Wie immer bei solchen Gelegenheiten gab es hier und da auch Kritik an der Institution Monarchie. Einen Job ohne demokratische Wahl ein ganzes Leben lang zu behalten, das sei keine Leistung und solle nicht gefeiert werden, sagte Graham Smith, Sprecher der Gruppe Republic. Dass die Queen keine schweren Fehler gemacht habe, sei eine sehr niedrige Messlatte.

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