Christian Beck: Der rappende Schutzmann

Werktags auf Streife, am Wochenende Sänger. Der Mannheimer Polizist Christian Beck (25) spricht über Gewalt gegen die Polizei und was ein Rap ausrichten kann.

Mannheim. Christian Beck kennt sowohl das Leben als Polizist, als auch als Rapper. Er lebt in beiden Welten. In seinem Lied „Nur ein Mensch“ thematisiert er die zunehmende Gewalt gegenüber der Polizei. Im Internet kommt seine Musik gut an.

Herr Beck, in Ihren Musikvideo sind blutige Messer, Drogenbesteck und Massenschlägereien zu sehen. Sicher, dass Sie Deutschland meinen und nicht Los Angeles?

Christian Beck: Was wir da sehen, gibt es auch in Deutschland. Das sind alles Aufnahmen von echten Polizei-Einsätzen — da ist nichts gestellt.

Aber solche Gewaltexzesse sind doch in Deutschland nicht Alltag.

Beck: Alltag sind sie nicht, aber es kommt immer wieder vor. Jeden Tag wird irgendwo in Deutschland ein Polizist angegriffen, auch wenn das nicht immer in den Medien veröffentlicht wird.

Wie gut kann die Polizei die Bürger noch beschützen, wenn sie vor allem sich selbst schützen muss?

Beck: Das Lied soll nicht das Bild vermitteln, dass Polizeibeamte ständig attackiert werden. Aber wir wollen auf diese Fälle hinweisen, weil es sie gibt und weil sie sich in den vergangenen Jahren häufen. Ich rappe seit zehn Jahren — warum also nicht auch mal das Hobby für die berufliche Message einsetzen?

Wurden Sie selbst schon körperlich angegriffen?

Beck: Auf Demos und bei Fußballspielen zum Glück noch nicht. Aber bei der Nachtschicht in Mannheim ist es schon vorgekommen. Ich habe heute noch eine kleine Narbe am Handgelenk, die mir eine Studentin verpasst hat. Wir mussten sie wegen Trunkenheit ins Krankenhaus bringen. Als der Rettungswagen kam, ist sie ausgerastet, hat um sich getreten, geschlagen, gebissen und mir mit ihren Fingernägeln in der Nähe der Hauptschlagader eine Wunde zugefügt.

Vom Alkohol mal abgesehen: Woher kommen die Aggressionen?

Beck: Wenn ich das wüsste. Die Gewaltbereitschaft geht quer durch die Gesellschaft. Heutzutage ist es schon unter Jugendlichen normal, sich aus Spaß zu beleidigen und zu attackieren. Da kommen dann einige auf die Idee, mit uns könnte man das auch machen.

Wie reagieren die Leute auf Ihren Rap?

Beck: Das ist krass. Ich bin einfach nur überwältigt. Nach nur zwei Tagen hatten wir schon mehr als 60 000 Klicks auf Youtube — und es werden immer mehr. Es wurden sehr viele nette Kommentare gepostet . . .

. . . aber nur von Polizisten.

Beck: Das ist ja auch gut so. Es gab aber auch Bürger, die etwas dazu geschrieben haben. Gerade über Facebook bekomme ich viele Nachrichten aus ganz Deutschland, teilweise sogar aus dem Ausland.

Wie gewalttätig ist denn die Polizei selbst?

Beck: Gewalt erzeugt immer Gegengewalt, wobei sich natürlich die Frage stellt, was die Kameras zeigen und wann sie angeschaltet wurden. Der Einsatz von Zwangsmitteln wie zum Beispiel Pfefferspray wird vorher immer mehrmals angedroht.

Trotzdem gibt es auch unter Beamten schwarze Schafe. Machen Sie es sich nicht zu leicht, indem Sie braven Polizisten gewaltbereite Bürger gegenüberstellen?

Beck: Diese Gegenüberstellung soll das Video gar nicht vermitteln. Natürlich gibt es auch unter Beamten schwarze Schafe. Ich habe zum Glück noch nicht erlebt, dass ein Kollege unrechtmäßig gehandelt hat. Aber dass solche Einzelfälle mit der ansteigenden Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten in Zusammenhang gebracht werden, macht mich schon ein wenig sprachlos.

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