Christian von Richthofen: Der Konzertmeister der Karosserie

Andere Leute fahren Autos, Christian von Richthofen erhebt sie zum Klangkunstwerk – indem er sie zerstört.

Wie kommt man auf die Idee, auf der Bühne ein Auto zu zerlegen?

von Richthofen: Es geht ja nicht in der Hauptsache darum, etwas kaputt zu machen, zumal die Autos alle vom Schrottplatz kommen, sondern darum, zu zeigen, was für ein wundervoller Klangkörper so ein Instrument ist. Für einen Schlagzeuger bietet es ungeahnte Möglichkeiten. Der Prozess des Zerlegens als solcher ist für mich der lästigere Teil.

Ursprünglich ging "Auto Auto!" aus einem Projekt für gewaltbereite Jugendliche hervor...

von Richthofen: ...unter denen auch ein paar Jungs waren, die nachts gern mit Baseballschlägern losgezogen sind, um Autos kaputt zu hauen. Das haben wir dann in meiner Stunde im Rhythmus zusammen gemacht. Später wollten die Jungs lieber Einkaufswagen bespielen, und ich habe das Auto quasi geerbt. Zusammen mit Stefan Gwildis habe ich die Show entwickelt, die ich heute zusammen mit Rolf Claussen mache.

Man liest immer wieder, Sie seien ein Enkel von Manfred von Richthofen, dem Roten Baron. Sind Sie´s?

von Richthofen: Wir sind zwar verwandt, über meinen Vater, aber bei uns in der Familie gilt er als Großonkel.

War es für Ihre Karriere eher hinderlich oder förderlich, aus so einer prominenten Familie zu stammen?

von Richthofen: Es hat mir weder geschadet, noch geholfen. Ich kann die Verehrung für Manfred von Richthofen ohnehin nicht verstehen. Der Mann war ein Killer. Das hatte nichts mit Ehre, Vaterland oder dergleichen zu tun, der hat den Nervenkitzel gesucht.

Reizt Sie, nach acht Jahren, der Job als Konzertmeister der Karosserie immer noch?

von Richthofen: Die Show wird ständig verändert, es gibt immer wieder neue Elemente. Aber ich möchte wieder mehr Sozialarbeit machen, mich wieder mehr für Projekte mit Jugendlichen engagieren. Langfristig wäre es deshalb schön, wenn sich jemand finden würde, der meinen Part auf der Bühne übernimmt. Vielleicht gibt es ja hier jemanden? Er muss singen können, schauspielen und performen und ein sehr gutes Körper- und Rhythmusgefühl haben.

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