Cristiana Capotondi: Sie will die wahre Sissi zeigen

Interview: In dieser Woche zeigt das ZDF die Sissi-Neuverfilmung. Cristiana Capotondi will Romy Schneider nicht kopieren.

Düsseldorf. Kennen Sie die "Sissi"-Filme aus den 50er Jahren?

Capotondi: Ja, sie sind auch in Italien sehr populär. Für mich ist die Rolle der Sissi eine einzigartige Chance. Die Zeiten haben sich natürlich sehr geändert und deshalb brauchen wir eine neue Interpretation der Historie. Unser Film unterscheidet sich komplett von der Heimatfilm-Ästhetik der 50er Jahre. Wir wollten eine glaubhafte und realistische Geschichte erzählen.

Die "Sissi"-Filme waren eine Mischung aus Heimatfilm, Melodram und Märchen. Wird es Zeit, dass man mehr über die wahre Elisabeth erfährt?

Capotondi: Die historische Person der Elisabeth wurde bislang verzerrt dargestellt. Man hat ihr bestimmte Eigenschaften, Fehler und Tugenden angedichtet und aus Sissi einen Mythos gemacht. Um sich ihr zu nähern, reicht es nicht, die Biografie zu lesen. Man muss sich von dieser ungewöhnlichen Frau ein eigenes Bild machen. Ich habe versucht, meine persönliche, emotionale Komponente mit einzubringen. Auch wollte ich die Motive zum Ausdruck bringen, die diese Person bewegt haben. Es gibt in unserem Film weniger Mythos und mehr historische Wahrheit.

Sie treten in große Fußstapfen. Hatten Sie keine Angst vor dieser Rolle, die so eng mit Romy Schneider verbunden ist?

Capotondi: Als ich mich für die Rolle beworben habe, hat jeder gesagt: "Das ist fantastisch - aber Du bist verrückt!" Aber wir dürfen nicht immer an die Vergangenheit denken. Der Film ist wirklich anders. Wir können ihn sehen und an die historische Sissi denken, nicht an Romy Schneider.

Im Mittelpunkt des Films steht der Konflikt zwischen Sissi und Erzherzogin Sophie, der Mutter von Kaiser Franz Joseph. Wie sehen Sie diesen Konflikt?

Capotondi: Die junge Sissi besaß noch nicht die Stärke, ihre Ansichten gegenüber ihrer Schwiegermutter durchzusetzen. Später ist diese Konfrontation für sie fast zu einer Lebensaufgabe geworden. Das hat Sissi aufrecht gehalten.

Elisabeth wird als eine der ersten emanzipierten Frauen bezeichnet, weil sie sich jeder ihr angetragenen Rolle verweigert hat. Wie sehen Sie sie?

Capotondi: Die wahre Sissi war wahrscheinlich noch emanzipierter als wir es in unserem Film zum Ausdruck bringen. Sie wurde liberal erzogen und heiratete dann in ein konservatives Herrscher-Geschlecht ein. Sie hat immer wieder versucht, auszubrechen und sich gegen dieses starre System zu wehren und aufzulehnen.

Inwieweit können Sie sich mit Sissi persönlich identifizieren?

Capotondi: Als Kind war ich auch wild und rebellisch. Das sind sicher Gemeinsamkeiten. Wäre ich an Sissis Stelle gewesen, hätte ich mir keinen Ehemann aufzwingen lassen. Das war ja keine freie Entscheidung. Die Folgen der Verbindung mit der Familie der Habsburger waren abzusehen. Sissi war durch das Leben am Hof extrem eingeschränkt. So etwas hätte ich nie auf mich genommen. Ihr Leben hatte auch schwierige und traurige Aspekte. Sie war stets auf der Suche nach etwas, das sie nie finden konnte.

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