Dagmar Berghoff: Die Eiserne Lady der Nachrichten

Stets diszipliniert und perfekt frisiert — so kannte die Nation Dagmar Berghoff. Am Freitag wird „Miss Tagesschau“ 70.

Hamburg. Als sie die „Tagesschau“ las, waren deren Sprecher noch echte Stars in Deutschland: Karl-Heinz Köpcke, Werner Veigel, Wilhelm Wieben, Jo Brauner — und eben Dagmar Berghoff. Sie war nicht nur die erste „Miss Tagesschau“, sondern ist für viele auch bis heute die Nummer eins geblieben. Immer wieder wählen sie Zuschauer in Umfragen zu den beliebtesten Sprechern von Deutschlands ältester TV-Nachrichtensendung. Dabei ist die einstige Chefsprecherin, die am Freitag 70 Jahre alt wird, seit 13 Jahren nicht mehr Stammgast in deutschen Wohnzimmern.

23 Jahre lang war sie es ohnehin gewohnt, als Sprecherin hinter jeder Nachricht zurückzustehen. Perfekt frisiert, geschminkt und gekleidet sowie mit höchster Disziplin gelang ihr das fast immer. Als Berghoff am Silvesterabend 1999 ihre letzte Ausgabe mit einem „Tja, meine Damen und Herren, das war’s für mich — fürs Erste . . . Und damit Tschüss von diesem Platz“ beendete, titelte etwa die „Welt“: „Die Disziplin nimmt ihren Abschied“.

Die Momente, in denen Berghoff selbst mal vor laufender Kamera für Schlagzeilen sorgte, gehören zu den bekanntesten Anekdoten in der „Tagesschau“-Geschichte. Etwa die Proteste, die sie auslöste, als sie eines Tages mit Lockenfrisur auf dem Bildschirm erschien. „Mir schrieben die Leute zum Beispiel: Mein Hirtenhund liegt vorm Fernseher und bellt Sie an“, erzählte sie erst jüngst. Auch ihr Lachkrampf beim „WTC-Turnier“-Versprecher — zuvor hatte sie noch mit der Redaktion über „WC-Turnier“ gewitzelt — ist legendär.

„Ich bin für die Zuschauer wahrscheinlich wie eine gern gesehene Verwandte“, sagte sie mal in einem „Spiegel-Interview“, in dem sie ein weiteres Beispiel für ihre Professionalität lieferte: Habe sie Negativ-Meldungen über ihre Schülerliebe, Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), vorlesen müssen, habe sie durchaus gedacht, „der Arme“.

Mitte der 70er Jahre hatte Chefsprecher Köpcke auf die Richtige gesetzt, obwohl auch er zu den Zweiflern zählte. Berghoff: „Er war eigentlich nicht der Meinung, dass Frauen die ,Tagesschau’ sprechen können. Von Politik würden sie nichts verstehen, von Sport schon gar nichts und bei Unglücken in Tränen ausbrechen.“

Dennoch holte er sie zu seinem nur aus Männern bestehenden Team. Bis dahin hatte Berghoff als TV-Ansagerin, Moderatorin und Hörfunksprecherin beim Südwestfunk in Baden-Baden das Handwerk erlernt. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden — doch am 16. Juni 1976 begrüßte sie erstmals die Zuschauer des ARD-Flaggschiffs.

Berghoff, die ihren 70. wieder mit einer Rummicub-Partie feiern will, fühlt sich wie 45, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Falten seien brutal. „Alle Frauen, die behaupten, sie lieben ihre Falten, lügen.“ Sie habe ihrem Aussehen nachgeholfen: „Vor 27 Jahren ließ ich die Augenlider korrigieren . . . Aber das ist schiefgelaufen. Seitdem habe ich diese unnatürlichen Querfalten unter den Augen.“

Ob sie heute glücklich sei, fragte die Zeitung. „Ich bin zufrieden. Glücklich? Dazu gehört für mich ein Partner, also Pit in meinem Fall. Er war meine große Liebe. Wir hatten eine Beziehung, von der man sich immer gewünscht hat, dass man so was mal erlebt. Und ich habe sie gehabt. Das bestimmt heute noch mein Inneres.“

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