Daniel Zimmermann: Der jüngste Bürgermeister

Daniel Zimmermann (27) hat die Wahl in Monheim sensationell gewonnen. Ein politischer Jungspund ist er aber nicht.

Monheim. Daniel Zimmermann ist das, was man wohl als den netten jungen Mann von nebenan bezeichnet. Höflich, fröhlich, aufgeschlossen, gebildet, bescheiden - der 27-Jährige dürfte der ideale Schwiegermutter-Typ sein. Und nun ist er auch noch der "wahrscheinlich" - so das Innenministerium - jüngste Bürgermeister in NRW.

Am Sonntag wurde der Kandidat der als Schülerpartei gegründeten Peto (lateinisch: Ich fordere!) in Monheim sensationell zum Stadtoberhaupt gewählt. Und wie fühlt er sich am Morgen danach? "So wie gestern oder vorgestern - gut."

30,35 Prozent der Stimmen reichten Daniel Zimmermann bei einer Konkurrenz von sieben Kandidaten. Der CDU-Bewerber kam auf 26,77 Prozent, die SPD-Kandidatin brachte es in einer eigentlich sozialdemokratisch angehauchten Stadt nur auf 19Prozent. Zimmermanns Peto-Partei hat zwölf der 40 Ratsmandate errungen - ebenso viele wie die CDU.

"Gemeinsam die Stadt nach vorne bringen", heißt sein Slogan. Zu seinen wichtigsten politischen Zielen zählt, Monheim "wirklich kinder- und familienfreundlicher zu gestalten" und mehr Gewerbe anzusiedeln, damit die Schulden der Stadt verringert werden können.

Teamarbeit ist ihm wichtig, dazu Transparenz in seiner Arbeit, "ein Bürgermeister zum Anfassen" hatte er geworben. Zimmermann ist zwar ein junger Mann, nach fünf Jahren im Stadtrat aber kein politischer Jungspund mehr. Am Montag nach der Wahl wirken seine grünen Augen müde. "Ich bin um halb vier morgens ins Bett. Um halb sechs ging das Telefon.

Der WDR-Jugendsender 1Live wollte ein Frühinterview. Da war die Nacht rum", erzählt der Lehramtsanwärter für Französisch und Physik. Flüchtig denkt er an seine Doktorarbeit ("Die Entwicklung der Semantik im Französischen vom Mittelalter bis heute"): "Da müsste ich mich unbedingt mal wieder dransetzen." Und Lehrer will er auch immer noch werden: "Schließlich ist das ja mein Wunschberuf."

Erst einmal wird er aber am 27.Oktober als Bürgermeister von Monheim vereidigt. Die Amtszeit läuft sechs Jahre. Weiter in die Zukunft denken mag er jetzt nicht. Dafür gibt es auch zu viele praktische Dinge, die erledigt werden müssen, etwa die Garderobe.

Bisher hängen drei Anzüge in seinem Kleiderschrank, von denen er zwei endgültig ausmustern wird: "Meinen Abituranzug kann ich ja wohl vergessen. Der aus dem Second-Hand-Laden ist auch nichts mehr. Bleibt der graue. Na, da muss ich wohl noch was einkaufen", lacht er.

Denn zur Vereidigung will Daniel Zimmermann sich in Schale werfen. Da werden viele Monheimer zwei Mal hingucken müssen, denn bisher kennen sie den schlacksigen 1,87 Meter-Mann als Turnschuhträger in Jeans und T-Shirt. Nur kurz vor der Wahl hatte er auf einem Plakat schon mal gezeigt, wie er in eben jenem grauen Anzug aussieht.

Zimmermann weiß, dass ab Oktober eine Menge Stress auf ihn zukommt, macht sich davor aber nicht bange. Er hat auch mit seiner Freundin Jana (21), die in Köln Sozialwissenschaft studiert, besprochen, dass die nächste Zeit nicht ganz einfach werden wird für die Beziehung. Und er tut etwas dagegen: Noch vor der Vereidigung machen sie zwei Wochen Urlaub.

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