Das Duell der sächsischen Prinzen

Der adoptierte Chef des Hauses Wettin findet keinen Rückhalt in der Familie. Es geht um Einfluss und Geld.

Dresden. Im einstigen sächsischen Herrscherhaus geht es fast 100 Jahre nach dem Ende der Monarchie nicht mehr um den Thron. Dennoch verspricht die Chefposition im Haus Wettin Macht in der Familie sowie Anerkennung in der Gesellschaft. Nach dem Tod von Markgraf Maria Emanuel im Juli vertritt Alexander Prinz von Sachsen das Haus Wettin in der Öffentlichkeit und hält Kontakt zu anderen Adelshäusern. Doch der Prinz ist umstritten. Ein alter Streit im Haus Wettin ist neu entflammt.

Der Hauschef repräsentiert das Haus nach außen, ist Verhandlungs- und Gesprächspartner etwa für die sächsische Landesregierung, erklärt der Leiter des Deutschen Adelsarchivs in Marburg, Christoph Franke. „Er entscheidet etwa, was mit den Kunstgegenständen passiert.“ Die Rückforderungen von wertvollem Kunstgut — Möbel, Porzellan, Gemälde und Pretiosen — schmälerten zuletzt die Beliebtheit der Wettiner im Freistaat. Die Uneinigkeit der Erbengemeinschaften erschwerte schon 1999 die Rückgabe von Eigentum.

Nach dem Tod der zerstrittenen Brüder Maria Emanuel und Albert — der im Oktober starb — setzt sich der Zwist nun mit Alexander und Rüdiger fort, deren Großväter Brüder und die Söhne des letzten Königs waren. Alexander setzt die Markgrafenschaft fort. Aber auch Rüdiger sieht sich als rechtmäßiger Erbe der Spitzenposition.

Zwar hatte Markgraf Maria Emanuel 1997 seinen damals in Mexiko lebenden Neffen Alexander adoptiert und zum Nachfolger bestimmt. Doch: „Ich akzeptiere ihn nicht als Hauschef“, sagt Rüdiger und pocht darauf, dass er im Gegensatz zu Alexander in direkter männlicher Linie vom letzten König abstammt. Daher hatte er seinen Anspruch kurz nach dem Ableben von Albert deutlich öffentlich artikuliert. „Ich kann mir aber auch meinen Ältesten als Hauschef vorstellen“, räumt er außerdem ein.

Rüdigers Sohn Daniel agiert moderater, kritisiert im Nachhinein aber auch die vor 15 Jahren getroffene Nachfolgeregelung. „Damals war nur ein Teil der Familie eingeladen, sechs von elf Zustimmenden und damit die Mehrheit haben später widerrufen“, berichtet er. In der Regel werde der Erstgeborene Nachfolger seines Vaters und wenn nicht, dann der nächstgeborene Bruder des Haus-chefs, sagt er. Danach wäre eigentlich sein Vorfahre Albert nach seinem Bruder Maria Emanuel Markgraf gewesen — und nicht Alexander.

„Die Frage der Nachfolge ist 1997 rechtlich endgültig gelöst worden“, sagt hingegen ein mit der Materie vertrauter Jurist. Eine solche Zustimmung könne nicht einfach zurückgenommen werden. Rechtlich gebe es also keine Zweifel an der Position von Alexander. Doch die Fehde im Haus Wettin zeigt: Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen.

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