Der „alte Hugo“ swingt und swingt

Die Musiklegende Hugo Strasser denkt auch mit 90 Jahren nicht ans Aufhören — er geht nur früher schlafen.

München. Natürlich geht er weiter auf Tournee. Auch mit fast 90 Jahren ist für Swing- legende Hugo Strasser Ruhestand kein Thema. „Es gibt meiner Ansicht nach keine bessere Medizin als dieses Erfolgserlebnis: Sie gehen auf die Bühne, Sie werden herzlichst willkommen geheißen — es ist einfach ein wunderschönes Gefühl, seinen Beruf ausüben zu können, auch in diesem hohen Alter und mit der Gewissheit: Die Leute kommen nur deshalb, weil sie das hören wollen, was wir spielen“, sagt Strasser. Am Samstag wird er 90 Jahre alt. An den Tagen davor und danach tourt er mit Max Greger, Paul Kuhn und der SWR Big Band.

Am Geburtstag selbst will Strasser aber zu Hause sein. Nicht um zu feiern, sondern um am Telefon zu sitzen. „Ich werde versuchen, die vielen Anrufe, die sicher kommen, zu bewältigen.“ Auch der Briefkasten dürfte voll werden. An die 300 Briefe könnten es werden, jeden einzelnen wird er beantworten. „Das ist noch alte Schule.“

Strasser wurde 1922 in München geboren. Der Vater wollte, dass er Geige lernt. Doch Strasser hatte seinen eigenen Kopf, begann eine Schriftsetzerlehre. Nach einer Bleivergiftung begann er 1937 sein Musik-Studium in München und konzentrierte sich auf die Klarinette. Die Ausbildung endete nach drei Jahren: Strasser wurde eingezogen.

Seine Klarinette rettete ihm dann womöglich das Leben. Unter den Einberufenen war eine Handvoll Musiker. „Wir waren zu fünft, die instrumental zusammengepasst haben — und wir haben eine kleine Band gegründet.“ Die Gruppe fiel dem Hauptmann auf. „Er hat sich begeistert und gesagt: Diese fünf behalten wir.“ Die anderen zogen an die Front, die Musiker blieben als „Hilfsausbilder“.

Swing, die Musik von Strassers Idol Benny Goodmann, war amerikanisch und somit verboten. Aber: „Es gab eine ganze Menge von deutschen Schlagern. Wenn man das Gefühl für den Swing hat, swingen die auch“, sagt Strasser. Doch gegen so urdeutsche Titel wie „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, konnte niemand etwas einwenden.

1955 gründete Strasser sein eigenes Orchester. Mit seinen Platten erreichte er Millionen und bekam etliche Auszeichnungen. Mit 65 Jahren gründete er dann das Quintett Hot-Five. Seit zwölf Jahren tourt er zudem mit Greger und Kuhn als Swinglegenden.

Um auf der Bühne auch noch im hohen Alter fit zu sein, verzichtet Strasser auf Zigaretten und Alkohol. Denn sein Ziel ist es, auch im nächsten Jahr beim Münchner Chrysanthemen-Ball auf der Bühne zu stehen. Es wäre sein 60. Auftritt bei dem Wohltätigkeits-Ball.

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