Die Jüngste beim Wort zum Sonntag

Die 34 Jahre alte Pastorin Nora Steen aus Hildesheim gehört von Samstag an zum neunköpfigen Team der ARD.

Hildesheim. Die Pastorin Nora Steen ist die Neue im neunköpfigen Team der ARD. Ab am Samstag (22.10 Uhr) wird sie regelmäßig Samstagabend vor der Kamera stehen und das Wort zum Sonntag sprechen. Die Hildesheimerin ist mit ihren 34 Jahren die jüngste unter den Kollegen. Sie tritt die Nachfolge von Ralf Meister an, der zum Landesbischof in Hannover gewählt wurde.

Auch wenn das Wort zum Sonntag seit mehr als 50 Jahren über die Fernsehbildschirme flimmert, ist die Sendung „immer noch zeitgemäß“, findet sie. Schließlich gehe es um aktuelles, zumeist politisches Geschehen oder zentrale Fragen des Lebens. Nora Steen hofft, durch ihre Ansprachen ein jüngeres Publikum zu erreichen.

Dass das nicht einfach wird, räumt sie ein: „Das Wort zum Sonntag ist zugegebenermaßen ein etwas sperriges Format.“ Vielen falle es schwer, vier Minuten am Stück zuzuhören. „Die Person vor dem blauen Hintergrund ist der einzige Anreiz für die Zuschauer.“ Aber genau darin sieht sie eine große Chance: die Konzentration auf das Wesentliche. „Unsere Welt wird immer bunter, schneller und greller. Die Sendung ist eine notwendige Abwechslung zwischen den Tagesthemen und dem Spätprogramm — und wird im Durchschnitt von zwei Millionen Menschen gesehen.

Die kurze Sendung sei zudem auch eine Möglichkeit, Kirche mal anders in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie sei schließlich Teil der modernen Welt. „Auch wenn die Institution im Alltag vieler Menschen nicht zentral ist, entscheiden sich viele an wichtigen Punkten des Lebens eben doch für eine kirchliche Trauung oder das Kind taufen zu lassen“, erzählt Steen.

In ihrem Beruf und speziell auch beim Wort zum Sonntag sei es keine Schande, eine Frage mal nicht beantworten zu können. Ihre zentrale Frage erscheint für eine Pastorin seltsam: „Wie können wir an Gott glauben, wenn es so viel Unheil gibt?“ Darauf habe sie bis heute keine zentrale Antwort gefunden, sagt sie, werde aber nicht müde, weiter danach zu suchen.

Für die Pastorin ist nichts „wertvoller und spannender als Menschen zu begleiten“. In Hildesheim arbeitet sie in der Citykirche und organisiert dort vor allem Projekte für Jugendliche.

Darüber hinaus muss die 34-Jährige immer wieder den Spagat zwischen freudigen Anlässen wie Hochzeiten oder Taufen und schlimmen Ereignissen wie Trauerfeiern und Beerdigungen schaffen. „Das muss man aushalten können“, sagt sie.

Sie selbst sei im Laufe ihres Lebens immer misstrauischer geworden und weiß, dass sich viele Menschen scheuen, sich jemand anderem anzuvertrauen, vor allem jemand Fremdem. Sie will eine Anlaufstelle sein. In ihrer Rolle als Pastorin bekommt Nora Steen oft einen „Vertrauensvorschuss“, wie sie sagt.

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