Die Promi-Geburtstage vom 08. Dezember 2011: Helmut Markwort

München (dpa) - Weit oben im Burda-Komplex in München hat er sein Büro - und da bleibt es auch, wenn „Focus“-Gründer Helmut Markwort am 8. Dezember seinen 75. Geburtstag begangen und damit das Rentenalter schon um zehn Jahre überschritten hat.

^„Ein Maler oder Dichter hört ja auch nicht auf, nur weil jetzt die Rente fällig ist“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn man einen Neigungsberuf hat, macht man weiter“. Und einen solchen hat der Vollblutjournalist und Medienmanager, zu dessen großen Leistungen es gehört, 1993 neben dem „Spiegel“ ein zweites deutsches Nachrichtenmagazin am Markt platziert zu haben. Zuvor war er Chefredakteur der Zeitschrift „Gong“ (1970-1991), der Zeitschriften „Die Aktuelle“ (1979-1991) und „Die 2“ (1983-1991) sowie Mitbegründer von Privatradios.

Die erste Ausgabe des „Focus“ erschien am 18. Januar 1993, drei Jahre nachdem ein Sommerspaziergang von Verleger Hubert Burda und Markwort am Tegernsee die Initialzündung zu einem weiteren wöchentlichen Nachrichtenmagazin in Deutschland erbracht hatte. Inzwischen fungiert der „Fakten“-Mann mit der dichten Haarpracht als Herausgeber. Die Chefredaktion hatte er 2010 an Ex-„Cicero“-Chef Wolfram Weimer übergeben, der das Magazin gemeinsam mit dem Markwort-Vertrauten Uli Baur leitete. Doch Weimer hat das Haus bereits wieder verlassen und Baur ist alleiniger Chefredakteur.

Über den Kurzzeit-Nachfolger kommt von Markwort kein böses Wort. Die neue Struktur lobt er: „Die Redaktion in ihrer überwältigenden Mehrheit ist sehr erleichtert und arbeitet mit mehr Schwung, weil ja doch eine Doppelspitze in einer Chefredaktion oft lähmende Effekte hat“, sagt der „Focus“-Gründer. Er weist zurück, die Zügel wieder an sich genommen zu haben: „Ich mache nicht mehr als bei Weimer auch. Ich habe jede Woche meinen jour fixe mit dem Chefredakteur und jede Woche meinen jour fixe mit dem Verleger und schreibe mein Tagebuch.“ Dass er bei seiner Vernetzung in Medien, Politik und Gesellschaft Impulse geben kann, versteht sich: „Ich fühle mich nicht nur als Herausgeber, sondern auch als Hineingeber.“

Die neue Freiheit seit er „nicht mehr wie früher bis abends auf Manuskripte warten“ muss, genießt der vielfach Ausgezeichnete - etwa mit dem Hessischen Journalistenpreis, dem Bayerischer Verdienstorden, dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse sowie dem Schifferstädter „Saumagen“-Orden. „Ich bin fast so ausgelastet wie damals, aber es ist mehr Kür und weniger Pflicht.“ Er nehme mehr Dinge an, die er früher wegen täglicher Redaktionspflichten ablehnen musste.

Dazu zählen Schauspielrollen wie aktuell die eines Kardinals in der anstehenden Kinokomödie „Oma in Roma“ oder Kurzauftritte im Fernsehen. Begeistert hat ihn aber vor allem sein Engagement im Sommer am Frankfurter Volkstheater im „Hessischen Jedermann“. Er war in 16 Aufführungen der Tod. „Das war mal eine andere Dimension, weil ich ja vorher mehr in Komödien und Lustspielen gespielt habe. Das war ein gelungener Ausflug ins ernste Fach“, erzählt der gebürtige Hesse. „Etwas ernsteres als den Tod kann man ja nicht spielen. Der Tod steht über allem.“ Die Bühne reizte Markwort früh, im heimischen Darmstadt spielt er seit Gymnasiumszeiten Theater. „Diese Gruppe hat sich ein Leben lang immer wieder zum Theaterspielen zusammengefunden.“

Doch das Hobby richtig ausleben kann der agile Medienmann nicht, Tourneen scheiden aus - immerhin sitzt er seit 2007 jeden Sonntag live im Bayerischen Fernsehen am „Stammtisch“. „Das will ich auf alle Fälle auch 2012 weitermachen, und das will der BR auch.“ Dann wollen auch noch die eigenen Beteiligungen des Medienunternehmers Markwort betreut sein und „ansonsten bin ich ja auch noch operativ für den Burda Verlag tätig, als Geschäftsführer der burda broadcast Gmbh“. Diese verwalte immerhin mehr als 30 Radiobeteiligungen bundesweit.

Trotz all der Beteiligungen und Grundsteine - „Ich habe nachträglich festgestellt, dass ich irrsinnig viel gegründet habe - 15 bis 20 Mediengründungen“ - steht Markwort auch zum bedruckten Papier: „Ich fühle mich mehr als Print-Mensch.“ Zugleich mahnt er die Branche: „Wir leben mitten in einer Revolution. Die digitale Welt muss alle verändern. Wer sich nicht ändert, wird untergehen.“

Markwort änderte sich oft: Vom Volontariat und Lokaljournalismus beim „Darmstädter Tagblatt“ wechselte der Sohn eines Justizamtmanns erst zum „Generalanzeiger“ nach Wuppertal und dann als Lokalchef nach Nürnberg zum „8-Uhr-Blatt“. Es folgten Stationen beim „Stern“ - ehe Markwort 1966 mit 30 Jahren jüngster deutscher Chefredakteur bei der TV-Zeitschrift „Bild + Funk“ wurde und später den „Gong“ führte („King-Gong“). 1988 beteiligte sich Markwort mit seiner Firma medienpool als einer von acht Gesellschaftern am privaten Hörfunksender Antenne Bayern, der nach wenigen Jahren zu den erfolgreichsten privaten Hörfunksendern zählte. Weitere Zeitschriften und schließlich der „Focus“ folgten.

Für das Nachrichtenmagazin ist der 75-Jährige derzeit in Athen Hauptangeklagter in einem Prozess, weil das Blatt mit Blick auf die griechische Pleite die Aphrodite mit Stinkefinger montiert auf den Titel hob. „Es ist ein Jammer, dass im Mutterland der Demokratie die Pressefreiheit so gering geachtet wird“, sagt Markwort dazu und versichert einen Gang durch alle Instanzen, sollten er und die Mitangeklagten „Focus“-Macher in Athen verurteilt werden.

Längst gehört Markwort dem Vorstand der Hubert Burda Media Holding an - und sitzt nicht zuletzt als echter Fußball-Fan auch im Aufsichtsrat des FC Bayern. „Das macht großen Spaß“, sagt er und nennt den Aufsichtsrat „ein Gremium, das könnte jedes Dax-Unternehmen in Deutschland leiten“. Gab es auch Flops im Leben des Medienmanagers? „Ich habe auch mal ein Klassik-Radio gegründet namens Radio Belcanto - da wollten die Hörer aber keine Werbung haben, und so ging es mangels Wirtschaftlichkeit wieder ein“, erinnert sich Markwort.

Markwort lebt seit Jahren mit „Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel in München zusammen, ist aber noch verheiratet und hat einen Sohn und einen Enkelsohn. Groß feiern will der „Fakten“-Mann seinen Geburtstag nicht: „Ich schenke auch anderen die Befreiung vom Stress.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort