Ein Krämer verlässt seine Hallig

Jan Emil Petersen gibt seinen Miniladen auf. Tausende Touristen und 110 Inselbewohner verlieren ihren Versorger.

Kiel/Langeneß. Am Dienstag ist wenig los in Jan Emil Petersens Kaufmannsladen. Das einzige Geschäft auf Deutschlands größter Hallig Langeneß ist vom Wasser umspült. Die 110 Bewohner der Hallig im schleswig-holsteinischen Wattenmeer sind auf ihren künstlich aufgeschütteten Hügeln, den Warften, gefangen. Um sie herum tanzen die Wellen der grauen Nordsee.

Der 47 Jahre alte Halligkrämer Petersen wird nur noch bis Ende März sein Geschäft betreiben, dann will er aus gesundheitlichen Gründen nach 25 Jahren den Laden dicht machen und aufs Festland ziehen. Ein harter Schlag, denn den Bewohnern und tausenden Touristen droht besonders im Sommer zur Hochsaison ein Versorgungsengpass.

Im Winter bekommt Petersen immer donnerstags frisches Fleisch, Milch und andere Lebensmittel. Im Sommer wurde er bisher zwei Mal pro Woche beliefert. Auf der Nachbarhallig Oland geboren, war es keine besondere Berufung, die ihn zu diesem wohl einmaligen Job trieb. "Ich mag die Natur hier und das Leben. Wir gehen mit einem weinenden Auge."

Tourismus, Küstenschutz und Landwirtschaft sind die wichtigsten Einkommensquellen auf Langeneß. 2007 zählte das Tourismusbüro 16000 Übernachtungen. Während eine Insel vom Wasser umgeben ist, werden die Halligen immer wieder komplett überspült, das fasziniert viele Besucher. Dann schauen nur die Häuser auf den grünen Warfthügeln aus der Nordsee.

Größe: Langeneß ist mit einer Länge von zehn Kilometern, einer Breite von bis zu 1400 Metern und 956 Hektar Fläche die größte Hallig. Sie liegt zwischen den nordfriesischen Inseln Föhr (Norden), Amrum (Westen) und Pellworm (Süden).

Geschichte: Sturmfluten lassen die Halligen ständig schrumpfen - so auch Langeneß. Bis zur Flut von 1634 war Langeneß noch mit der Hallig Oland verbunden. Heute gibt es 16 Warften, auf denen 30 Häuser stehen. Zuletzt wurden bei der Sturmflut 1962 Häuser zerstört.

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