Eine Handvoll Cornflakes am Tag

Mit 17 Jahren glitt Laura Pape in die Magersucht ab. Mit 20 startete sie eine Online-Petition gegen den Schlankheitswahn.

Eine Handvoll Cornflakes am Tag
Foto: Peter Steffen

Hannover. Ein bisschen Obst oder eine Handvoll Cornflakes am Tag — mehr hat Laura Pape in der Zeit ihrer Magersucht nicht gegessen. Rund ein Jahr benötigte die heute 20-Jährige, um die Krankheit zu überwinden. Im Interview erklärt sie, welche fatale Rolle bei ihr Diäten spielten und warum sie in einer Online-Petition gegen Heidi Klum und die Pro Sieben-Castingshow „Germany’s next Topmodel“ mobil gemacht hat.

Frau Pape, was haben Sie gegen die Sendung „Germany’s next Topmodel“?

Laura Pape: Ich sage nicht, dass Heidi Klum Mädchen in die Magersucht treibt. Das hat immer tiefere psychische Ursachen. Aber wenn man schon vorgeschädigt ist und abnehmen will, kann die Sendung einen da weiter reinreißen. Da sieht man Mädchen, die den ganzen Tag auf ihre Ernährung achten, immer wieder Sport treiben und alle perfekt sind. Meine Petition ist aber keine zur Abschaffung von „Germany’s next Topmodel“. Mir geht es darum, dass Heidi Klum in der Sendung zumindest ein bisschen in Richtung Essstörungen aufklärt.

Mit 17 Jahren erkrankten Sie an Magersucht und haben sich in fünf Monaten von 68 auf 47 Kilogramm gehungert. Hatten Sie auch Models als Vorbild?

Pape: Nein, bei mir waren Diäten schlimm. Schon in der fünften Klasse habe ich die erste gemacht, weil meine Mitschülerinnen immer etwas schlanker waren als ich. Nach ein, zwei Wochen gesunder Ernährung kam die Lust auf Schokolade und der Jojo-Effekt.

Was halten Sie vom heutigen Internationalen Anti-Diät-Tag?

Pape: Ich finde es beispielsweise gut, wenn Frauenzeitschriften auch normalgewichtige Models zeigen — und zwar nicht nur einmal im Jahr am Anti-Diät-Tag.

Werden Sie jemals wieder eine Diät machen?

Pape: Ich denke nicht. Für mich war es das Schwerste, vom ständigen Kalorienzählen loszukommen. In der Sucht hat man ein Hochgefühl, wenn man auf der Waage steht, und sie zeigt weniger an. Alles artet in einen Kontrollzwang aus. Selbst in der Schule habe ich Kalorien gerechnet und überlegt, was ich als nächstes für eine Diät machen soll. Das Krasseste war die Regenbogen-Diät, da isst man Obst und Gemüse von derselben Farbe, etwa morgens und mittags einen halben grünen Apfel und abends eine Gurke.

Ihre im Februar gestartete Petition zu „Germany’s next Topmodel“ haben mehr als 16 000 Menschen unterschrieben. Hat Pro Sieben reagiert?

Pape: Tatsächlich hat Pro Sieben jetzt auf der Internet-Seite einen Hinweis eingebaut. In dem Info-Kasten „Sieben Tipps für Deine Modelkarriere“ gibt es einen Link zu einer Seite vom Bundesgesundheitsministerium, die über Essstörungen aufklärt. Der Hinweis ist zwar versteckt, aber immerhin ist er da.

Wie hat es auf Sie gewirkt, dass Heidi Klum schon vor dem Auftakt dieser Staffel Medienberichten zufolge zwei besonders magere Kandidatinnen aus der Show geworfen hat?

Pape: Ich fand das ein bisschen widersprüchlich. Denn es waren und sind immer noch dünne Kandidatinnen dabei. Und wenn ein Mädchen mit einem Schokoriegel entdeckt wird, wird auf ihm rumgehackt.

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