Elton John wird 60: Klein und dick und Superstar

Elton John wird 60 Jahre alt: Nach Jahrzehnten voller Exzesse ist er ruhiger und bedächtiger geworden.

London. Er hat jedes Brillenmodell ausprobiert und die meisten Drogen, er hat 250 Millionen Alben verkauft und mit Songs wie "Crocodile Rock" und "Nikita" ein Vermögen gemacht - und er hat Millionen aus dem Fenster geworfen. So gesehen ist es ein Wunder, dass Elton John noch am Leben, bei Stimme und überdies zahlungsfähig ist. Und weil der Exzess nach eigener Auskunft in seinen "Genen verankert" ist, feiert er seinen 60. Geburtstag am Sonntag mit fast 20 000 Gästen - bei einem Konzert im Madison Square Garden in New York.

In seiner britischen Heimat hat er bereits vorgefeiert, im eher kleinen Kreis. Kein Vergleich zu jener Sause zum Fünfzigsten, zu der John auf einem Möbelwagen gebracht werden musste, weil sein Kostüm als Ludwig XIV. so ausladend war. "50 war ein großartiger Anlass für dieses lächerliche Outfit", sagt er jetzt in einem BBC-Interview. Inzwischen gehe er die Dinge ruhiger an. "David bringt mich um, wenn ich das nicht tue."

David Furnish (44) übt schon länger mäßigenden Einfluss auf den Popstar aus. Seit 13 Jahren ist Elton John mit dem kanadischen Filmproduzenten liiert, eine beachtliche Konstante im Leben eines Mannes, der lange rastlos auf der Jagd war nach Erfolg, Rausch und Anerkennung.

Schon als Vierjähriger hatte er seine Großmutter mit seinem Klavierspiel verzückt, später floh er von Middlesex ins wilde London, ließ selbst seinen Namen Reginald Kenneth Dwight zurück. Er benannte sich nach den Jazzmusikern Elton Dean und Long John Baldry und fügte noch einen kraftstrotzenden Mittelnamen ein: Elton Hercules John war geboren.

Der Durchbruch kam, als er den Texter Bernie Taupin traf; 1970 landeten sie mit "Your Song" ihren ersten Welthit. Dann tourte Elton John nonstop um den Globus, war mit Titeln wie "Rocket Man" und "Daniel" Dauergast in den "Hitparaden. "Candle in the Wind", das er Marilyn Monroe widmete und später für Lady Diana umschrieb, gilt als erfolgreichster Song aller Zeiten.

Weil er lieber der schräge Vogel als das hässliche Entlein sein wollte, lenkte er mit schrillen Kostümen von seinem Übergewicht ab. Er maskierte ganze Teile seiner Persönlichkeit, bezeichnete sich mal als bisexuell, stürzte sich 1984 in eine vierjährige Ehe mit einer Münchner Tontechnikerin. Er litt unter Bulimie und Kaufsucht, er trank und kokste - und ließ eines Tages Drogen und Lügen hinter sich: "Ich wollte nicht wütend und verbittert sterben. Ich war körperlich und geistig hässlich geworden." Seit 1990 ist er clean, seither bekennt er sich zu seiner Homosexualität. Mies fühle er sich nur gegenüber seiner Ex-Frau: "Ich bedauere bis heute, dass ich nicht aufrichtig mit Renate war."

Umso wichtiger war ihm das Bekenntnis zu David Furnish, den er Ende 2005 geheiratet hat - am ersten Tag, als das in England möglich war. Jetzt hat er im "Guardian" betont, wie viel es ihm bedeutet habe, "den Mann, den ich liebe, zu heiraten". Zu seinem 60. Geburtstag wolle er die Aufmerksamkeit auf das Unrecht lenken, das Schwulen in vielen Ländern angetan wird: "Meine Stimme hat mir in all den Jahren gut gedient, vielleicht dient sie auch diesem Anliegen."

Herkunft: Elton Hercules John wurde am 24. März 1947 als Reginald Kenneth Dwight in Pinner, Middlesex, geboren. Er wuchs überwiegend bei seiner Großmutter auf.

Musik: Neben zahlreichen Hits schrieb er auch die Musik zum Film "König der Löwen" sowie zum Musical "Aida".

Ritterschlag: Königin Elizabeth II. schlug ihn am 24. Februar 1998 zum Ritter. Seither darf er sich Sir Elton nennen.

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