Fernsehen: Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi schiebt "Nachtschicht"

Porträt: Die Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi spielt die ernste Kommissarin Mimi Hu, darf aber aus der Rolle fallen.

Berlin. Zwei Jahre ist ihr Sohn jetzt alt. Erst schien er so blond und blauäugig zu werden wie sein blonder, blauäugiger Vater Max Timm. Mittlerweile ist der Knabe aber nachgedunkelt und sieht "etwas südamerikanisch" aus, meint Mutter Minh-Khai Phan-Thi. Na ja, kein so großes Wunder: "Südamerikas Urbevölkerung soll ja vor Ewigkeiten von Asien her auf den Kontinent gekommen sein." Der Name ist aber eindeutig vietnamesisch: Kalani Thanh Hai (der Himmlische auf dem grünen Meer).

Der ethnische Multi-Mix ist für die zierliche Vietnamesin so etwas wie eine Glaubenssache: Ihre Eltern kamen in den späten 60ern zum Studium nach Deutschland. In Darmstadt wurde sie 1974 geboren und fühlt sich betont "als Deutsch-Vietnamesin". Und wenn sich jemand wundert: "Sie sprechen aber gut Deutsch!", erhält er schon mal zur Antwort: "Sie aber auch." Sie lacht.

Sie lacht gern. Und schätzt an ihrer Rolle in Lars Beckers "Nachtschicht"-Krimis nicht so sehr, dass die von ihr gespielte Kommissarin Mimi Hu immer so ernst wirkt, "so preußisch oder, wie Asiaten sagen würden, so japanisch".

Umso mehr genießt sie am aktuellen Fall, dass sie dort undercover in einer illegalen Nähwerkstatt für Pseudo-Markenhemden ermittelt. Dort darf sie mit komödiantischem Augenzwinkern alle Klischees einer naiven, das Deutsche nur lispelnd radebrechenden Asiatin vorführen. Und in der nächsten, schon abgedrehten "Nachtschicht" ("Blutige Stadt") hätte sie gern ein asiatisches Callgirl à la Suzie Wong gegeben. Aber das mochte Autor Lars Becker nicht.

Ihre asiatische Herkunft beschäftigt sie sehr. Dazu gehört auch die Erinnerung an den 1975 endlich beendeten Vietnam-Krieg, den sie selbst zwar nicht mehr bewusst erlebt hat, von dem die Eltern aber häufig erzählten. Der selbstverständliche Umgang der Vietnamesen mit diesem düstersten Kapitel ihrer Vergangenheit beeindruckt sie immer wieder: "Ich war kürzlich am Nationalfeiertag da, hatte riesige Paraden erwartet. Nichts! Alles lief eher beiläufig ab."

Sie ist gegen das Vergessen und Verdrängen, doch stört sie zuweilen an ihrer anderen Heimat Deutschland, "wie hier alles zum Problem hochgespielt wird, etwa bei der deutschen Einheit, wo man ständig fragt, ob die Deutschen nun endlich zueinander finden". Die Verklärung alles Asiatischen hierzulande lässt sie schmunzeln: "Schön, dass die Menschen hier den Buddhismus entdecken und den Dalai Lama verehren, aber muss das gleich so übertrieben werden?"

Beide Welten, meint sie, könnten manches voreinander lernen, wenn sie mehr voneinander wüssten. Dafür engagiert sie sich. 2003 hat sie sich einen "Herzenswunsch" erfüllt und den Dokumentarfilm "Mein Vietnam - Land und kein Krieg" gedreht. Zum gleichen Thema erschien im Herbst 2007 ihr Buch "Mein Leben in Deutschland und Vietnam". Damit der Ernst nicht doch die Überhand gewinnt, verabredet sie sich aber immer gern mit ihren Freunden zum Snowboarden und Beach-Volleyball.

Persönlich: Minh-Khai (aufgehende Sonne) Phan-Thi wurde am 19. Februar 1974 in Darmstadt geboren und wuchs in München auf. Heute wohnt sie mit ihrem Partner Max Timm und dem zweijährigen Sohn in Berlin.

Beruflich: Sie fing 1994 mit der interaktiven Show "Hugo" bei Kabel 1 an und wechselte 1996 zum Musiksender Viva. Von 2004 bis 2006 moderierte sie das Theatermagazin "Foyer" auf 3Sat. Seit 1996 arbeitet Minh-Khai Phan-Thi als Schauspielerin, seit 2002 spielt sie in der ZDF-Reihe "Nachtschicht". 2003 drehte sie den Dokumentarfilm "Mein Vietnam - Land und kein Krieg".

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