Gespräch: Bei den Stones muss Nena weinen

Die Sängerin aus Hagen braucht nicht nur die Musik, sondern auch die Natur zum Glück.

Hamburg. Das Leben eines Menschen spiegelt sich oft in besonderen Ereignissen, Orten und Liedern wider. Auch Nena hat ihre persönliche Hitparade anderer Interpreten: 30 internationale Songs hat sie für ihr neues Album "Cover me" ausgewählt. Mit ihren eigenen Songs wie "99 Luftballons" wurde der einstige Star der Neuen Deutschen Welle selbst schon oft gecovert. "Das fand ich immer sehr schön. Selbst eine amerikanische Punkband war dabei", erzählt die 47-Jährige.

Der Zugang zu ihren Lieblingsliedern ergab sich im Studio aber durchaus nicht immer von selbst: "Es gab Songs, bei denen hat alles sofort gestimmt, aber auch welche, die sich gewehrt haben, wie mein Lieblingssong von den Stones ,Waiting on a Friend’."

Dabei gehören die Rollenden Steine neben Bob Dylan und Neil Young zu den Musikern, die Nena besonders berühren: "Da muss ich auch schon mal weinen. Das ist wie ein kleiner Schmerz. Mit zwölf oder 13 bekam ich von meinem Vater eine Musiktruhe, bei der ich zuerst die Beine abgesägt habe, um auf dem Boden liegend meine Platten zu hören. Das war ein Gefühl von Sehnsucht und der Wunsch, etwas aus meinem Leben zu machen. Das kommt beim Hören immer noch in mir hoch."

Auf der anderen Seite bringt "Der Sheriff" von D.A.F. sie genauso zum Lachen wie "RemmiDemmi" von Deichkind. "Lachen ist in meinem Leben ein ganz großes Thema. Ich lache auch in Momenten, in denen mir eigentlich gar nicht zum Lachen zumute ist. Da fühle ich mich irgendwie dem Dalai Lama verbunden, der lächelt auch, wenn er über schreckliche Dinge sprechen muss."

Schicksalsschläge sind Nena durchaus vertraut. Ende der 80er Jahre starb ihr behinderter Sohn wenige Monate nach der Geburt. Seit einem Jahr streitet sie mit ihrem früheren Manager Grob vor Gericht um dessen Honorar, was ihr negative Schlagzeilen einbrachte: "Dieses unglaubliche Glück und unglaubliche Leid gibt es für mich nicht mehr. Für mich hat dies alles mittlerweile den gleichen Stellenwert."

Ihr privates Glück hat Nena am Stadtrand von Hamburg gefunden. Dort lebt sie mit ihrem Partner, dem Schauspieler Philipp Palm (35), und ihren vier Kindern naturnah, wie sie das in ihrer Kindheit auch aus Hagen kannte. "Ich gehe regelmäßig bei uns durch die Wälder und war auch gerade beim Zelten in Frankreich. Ich brauche den Kontakt zu Mutter Erde", sagt die Sängerin und meint das durchaus wörtlich. "Ich wühle mich im Garten gern durch die Erde."

Mit "Mach die Augen auf", dem einzigen selbst geschriebenen Song des Albums, setzt sie sich für die Natur und deren Schutz ein. "Die Menschheit ist so vermessen und arrogant, dass sie meint, sie könne diese Erde zerstören, dabei zerstört sie doch nur sich selbst."

Im Alltag leistet Nena ihren Beitrag zum Umweltschutz, indem sie etwa keine Putz- oder Waschmittel mehr verwendet. Auch Deospray kommt bei ihr nicht ins Bad. "Das ist aber weniger ein Verzicht, ich habe fürs Waschen und Putzen mit Mitteln, die effektive Mikroorganismen nutzen, etwas Natürliches gefunden, um sauber zu machen. Aber ich bin mir auch bewusst, dass das nicht immer geht. Auch ich fahre Auto und fliege mit dem Flugzeug."

Zur Person Nena wurde als Gabriele Susanne Kerner am 24. März 1960 in Hagen geboren. Sie brach die Schule wegen der Musik in der elften Klasse ab. Im April eröffnete die von ihr mitinitiierte "Neue Schule Hamburg", an der die Schüler sehr viel selbst bestimmen können.

Zur Musik Mit "Nur geträumt" hat sie 1982 ihren Durchbruch. 1989 trennt sich die Band, Nena startet mit dem Lied "Wunder geschehen" ihre Solokarriere und bringt die ersten Alben mit Kinderliedern heraus. Ihr neues Album "Cover me" erscheint am 28. September.

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