Heino: Ich kann nichts anderes als singen

Der Schlager-Star wird am Samstag 70 Jahre alt und träumt davon, doch noch mal auf große Tournee zu gehen.

Bad Münstereifel. Man erkennt ihn sofort: Schwarze Brille, blondes Haar - das ist Heino. Die künstlichen Markenzeichen sind zeitlos, haben Glanz- und Krisenzeiten überlebt. Heino ist Heino geblieben, das personifizierte deutsche Volkslied. "Volksmusik ist ein Stück unseres Kulturguts. Dieses Liedgut darf nicht verrotten", sagt Heino in seinem "Rathaus-Café" in Bad Münstereifel.

Ihn begleiten beeindruckende Zahlen: 20 Prozent der Deutschen kennen Shakespeare. 98 Prozent der Deutschen kennen Heino, jeder zweite mag ihn. Der gebürtige Düsseldorfer hat 50 Millionen Tonträger verkauft und rund 1000 Lieder gesungen.

Er hat fünf Toupets und mehr als 25 Sonnenbrillen. Die dunkle Brille hat er beibehalten, auch nachdem sein rechtes Auge korrigiert war: "Meine Augen haben sich daran gewöhnt." Heute wird er 70 Jahre alt und nimmt es ungerührt hin, dass die "Bild" seine eheliche Sex-Frequenz aufs Titelblatt hebt: mindestens drei Mal in der Woche.

Die Musikanlage im Café spielt Heino, als Hintergrundmusik ist es etwas zu laut. Es gibt Heino-Nusstorte und Heino-Gulasch, Heino auf Fotos, Heinos Auszeichnungen in Glasvitrinen und Heino in natura vor einem Glas Wasser: "Meine Freizeit verbringe ich hier. Hier fühle ich mich wohl, weil man Menschen trifft, die nicht abgedreht sind."

1966 produzierte er seinen ersten Hit "Jenseits des Tales" - ein Volkslied in der Hippie-Ära. "Wir fanden keine Berufsmusiker, weil die alle verseucht waren von Rock und Beat", erinnert er sich. Das Stück wurde mit Hobby-Musikern eingespielt. Ein Richter spielte Blockflöte, ein Buchhalter saß am Schlagzeug, Produzent und Heino-Entdecker Ralf Bendix griff in die Gitarre. "Erst danach haben sich die Berufsmusiker herabgelassen, mit mir zu spielen."

Bendix hatte ihm mit auf den Weg gegeben: "Heino, du musst arm und einsam sein, blass aussehen und schön singen." Der Mann, der die schwarze Barbara und den blauen Enzian besang, hielt sich daran. Er gab 20 Jahre keine Interviews. Stattdessen machte er Tourneen rund um den Globus, vor allem in den USA, Kanada, Südafrika und Namibia.

In den 70er Jahren sorgte Heino für einen Skandal, weil er auf einer Platte alle drei Strophen des Deutschlandlieds sang. Das sei eine Auftragsproduktion für den damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger gewesen, für den Schulunterricht, sagt Heino. SPD-Parteichef Willy Brandt, einst ein Fan, distanzierte sich. "Wen kümmert es? Ist mir doch wurscht, ob Brandt nicht mehr Heino hört", sagt der Sänger, als wäre es heute passiert. "Ich habe mehr erreicht, als ich mir erträumt habe." Wenn Volksmusik heute zur besten Sendezeit im Fernsehen gezeigt werde, sei das auch sein Verdienst. Aber wenn es gerade ankommt, dann rappt er auch den blauen Enzian.

Seine Abschiedstournee hatte er schon absolviert. Doch voriges Jahr wollte er mit einer Benefiz-Tournee wiederkommen. Die sagte er wegen Herzproblemen ab. Es folgte Ärger mit der Kartenrückerstattung, am Ende habe er 660 000 Euro vom eigenen Konto bezahlt, sagt er. Nun ist er wieder fast der Alte, sagt er. "In den letzten Wochen geht es fast wie früher. Wenn das anhält, werde ich die Tournee vielleicht nachholen."

Denn vom Aufhören hält er nichts. "Singen ist mein Lebensinhalt. Ich kann nichts anderes." Er habe genügend Angebote für neue Projekte. Die ARD will im nächsten Jahr eine Geburtstagsshow zeigen. Was Heino an seinem Ehrentag macht? "Hannelore wird etwas organisieren."

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