Helmut Zierl: „Ich habe keine Star-Allüren“

Schauspieler Helmut Zierl spricht über den Reiz des Älterwerdens, Schlaubi-Schlumpf und seine Arbeit.

Düsseldorf. Schauspieler Helmut Zierl (58) tourt zurzeit mit der Komödie „Die Wahrheit“ durch Deutschland und steht für viele Filme vor der Kamera. Am Freitagabend ist er in der Komödie „Alles Chefsache“ (ARD, 20.15 Uhr) zu sehen.

Herr Zierl, Sie sind in „Alles Chefsache“ ein aalglatter Geschäftsmann. Verkörpern Sie gern den fiesen Typen?

Helmut Zierl: Ich bin ein Investor, der die geschäftliche Situation in einem Familienunternehmen ausnutzen will. Ich habe über viele Jahrzehnte meist den Sympathieträger, den Sunnyboy gespielt. In den vergangenen Jahren werde ich auch vermehrt als Betrüger besetzt. Das kommt mit zunehmendem Alter.

Warum kommen jetzt die vielseitigeren Rollen?

Zierl: Männer kriegen im Alter ein Gesicht, sagt man doch so, mehr Charakter. Es scheint an den Falten zu liegen. Das nehme ich so hin.

Weise sind sie wohl schon. Sie haben immerhin Schlaubi-Schlumpf synchronisiert. . .

Zierl: Es gibt Situationen, in denen fühle ich mich weise.

Ich habe die Schlümpfe geliebt, das hat Spaß gemacht. Auch wenn man nach einem Tag im Tonstudio eine leicht verkratzte Stimme hatte. Das liebe ich an meinem Beruf, dass er zwar anstrengend ist, aber Spaß bringt.

Sie sind nicht nur Sprecher und TV-Schauspieler, sondern spielen auch Theater. Sind Sie ein Workaholic?

Zierl: Ich bin da so reingerutscht. Wenn man mehrere Angebote absagt, spricht sich das rum. Und jetzt, da ich so viel Theater spiele, lauert die Gefahr, dass die Leute denken, dass ich nur noch Theater spiele.

Haben Sie bei so viel Arbeit denn Zeit für die Familie?

Zierl: Ich habe so viel gearbeitet und war oft weg — das ist schon bitter für eine Ehe. Aber wenn ich Zuhause bin, bin ich für meine drei Jungs voll und ganz da. Und nicht nur kurz morgens und abends. Meine Kinder würden sagen: ,Wir haben einen guten Vater.’

Und, sind Sie das?

Zierl: Wenn man Zuhause ist, versucht man, aufzuholen und gutzumachen, dass man länger nicht da war. Die Gefahr ist natürlich, dass man zu viel durchgehen lässt.

Vermissen Sie eigentlich Ihre Heimat, wenn Sie beruflich unterwegs sind?

Zierl: Natürlich. Gerade jetzt, auf der Theater-Tour, wenn man jeden Tag in einer neuen Stadt im Hotelzimmer sitzt, bei dem bescheidenen Wetter. Das ist nicht sehr erfreulich.

Stehen Sie lieber auf der Bühne als vor der Fernsehkamera?

Zierl: Ich behaupte immer, dass Fernsehen und Theater etwas komplett anderes ist. Auf der Bühne zählen die großen Gesten, das Fernsehen ist subtiler. Bei einer Nahaufnahme kann schon ein Augenzwinkern alles sagen. Wenn man da zu viel macht, bestraft das die Kamera sofort. An der Bühne gefällt mir, dass man eine direkte Reaktion vom Publikum bekommt. An einem Abend gibt es Szenenapplaus, am nächsten verpufft die Pointe. Das ist der Reiz an unserem Beruf.

Sie haben jetzt auch in dem Kinofilm „Kokowääh 2“ mitgespielt. Ist das für Sie noch etwas Besonderes?

Zierl: Kino ist ein viel größerer Aufwand als Fernsehen. Was mir bei den Dreharbeiten gefallen hat, ist der unglaubliche Respekt voreinander. Auch Til Schweiger (Regisseur des Films; Anm. d. Red. ) respektiert jeden einzelnen Mitarbeiter. Anders als mitunter beim Fernsehen gab es da keine deutlichen Hierarchien.

Haben Sie denn als gestandener Star überhaupt Probleme an Filmsets?

Zierl: Inzwischen sind Regisseure und Schauspieler auf Augenhöhe. Viele Regisseure sind ja jünger als ich, aber ich lasse da meine Bekanntheit nicht raushängen. Ich habe keine Star-Allüren.

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