Im Internet ist Keenan ein Riese

Der 16-jährige US-Amerikaner misst nur 1,25 Meter. Als Imitator von Katy Perry und Co. ist er groß rausgekommen.

Los Angeles. Keenan Cahill grinst hinter dicken Brillengläsern direkt in die Kamera — und legt los. Er rollt die Augen, zieht Grimassen, zuckt mit den Schultern, legt den Kopf schief und bewegt seine Lippen. Im Hintergrund das unaufgeräumte Kinderzimmer, im Vordergrund das runde Gesicht des 16-Jährigen, der Musikgrößen wie Katy Perry, Britney Spears und Justin Bieber gekonnt imitiert.

Unzählige Teenager stellen gedrehte Videos ins Netz und hoffen auf Ruhm. Doch Keenan, der an einer seltenen Stoffwechselkrankheit leidet, ragt trotz einer Größe von nur 1,25 Metern aus der Menge heraus. Längst wird er als Youtube-Star gefeiert. Seine Videos werden millionenfach angeklickt, auf Twitter hat Keenan mehr als 100.000 Anhänger. Mittlerweile tritt er in Talkshows auf, steht in Clubs auf der Bühne und trifft Promis, die mit ihm Videos und Werbespots drehen.

Der Erfolg ist dem gefragten Lockenkopf noch nicht zu Kopf gestiegen. „Ich weiß nicht so recht, warum die Leute meine Sachen so sehr mögen“, murmelt der 16-Jährige. Seine Erfolgsstory: „Zum 13. Geburtstag bekam ich einen Computer mit einer Webcam, ich habe losgedreht und es auf Youtube geladen, und dann ging es ab.“

Die zunächst kleine Fangemeinde wuchs plötzlich an, als Katy Perry auf Keenans Version ihres Hits „Teenage Dream“ aufmerksam wurde. Dem Popstar gefiel es, und sie schrieb Keenan über das Internet begeistert. Das war im vorigen September, seither wurde sein Katy-Perry-Playback mehr als 40 Millionen mal angeklickt.

Wenige Monate zuvor hatte er sich bei seinen Fans für eine Videopause entschuldigt. Vor der Kamera zeigte er auf eine Narbe am Kopf von einer Hirnoperation.

Keenan wurde mit dem Maroteaux-Lamy-Syndrom geboren. Die unheilbare Krankheit führt zu Missbildungen und Kleinwuchs. Dabei ist der Kopf oft vergrößert, der Körper gedrungen, die Lebenserwartung verkürzt. Jede Woche muss er zum Arzt. Neunmal lag er schon unter dem Messer.

An den Wochenenden jettet er zu Terminen und Auftritten. „Britney Spears will in einigen Wochen etwas mit mir machen“, plaudert er aus. Und am 24. Juni steht ein Treffen mit Katy Perry an. Mit Jennifer Aniston nahm er einen Werbespot auf, für Justin Biebers Konzertfilm machte Keenan mit einer 3D-Brille Reklame.

Von klein auf war ihm klar, dass er Sänger oder Schauspieler werden wollte. „Das läuft ganz von alleine“, meint er über seine Auftritte vor der Webcam. Er würde nicht groß üben, sondern einfach losdrehen. Er will es nicht bei Playback belassen. „Ich kann auch singen, und im Sommer bringe ich meine erste Single heraus.“

Doch der Star hat nicht nur Fans. Es gibt auch bitterböse Stimmen, die den Kleinwüchsigen als talentlosen Freak beschimpfen. „Manchmal bekomme ich Hassbriefe.“ Er kann sich mit den tausenden Zuschriften seiner Bewunderer trösten. Ein weiblicher Fan schrieb kürzlich, wie sehr sie seine „coolen“ Videos liebe. „PS: Danke, dass du mir zeigst, dass sich Träume wirklich erfüllen können.“

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