Ina Müller: „Ich raste halt manchmal aus“

Die Kabarettistin und TV-Moderatorin Ina Müller über die große Liebe und die knappe Zeit.

Frau Müller, es gibt diese schöne Volksweisheit "Glück im Beruf, Pech in der Liebe". Ist der Preis für Ihren Erfolg, dass kein Raum mehr für eine Beziehung bleibt?

Müller: Gar nicht! Zudem habe ich gar kein Glück im Beruf, sondern Erfolg, und für den arbeite ich sehr hart. Ich habe auch kein Pech in der Liebe - das hört sich ja ganz schrecklich an. Pech in der Liebe heißt doch: Man liebt einen Mann, hat dem zwei Kinder geboren, und dann hat der eine andere - und das dreimal hintereinander. Aber das hatte ich nie, sondern ich bin Single mit über 40. Wollte ich das ändern, würde ich es tun.

Klingt nicht so, als würden Sie noch an die große Liebe fürs Leben glaube.

Müller: Doch, ich glaube an die lebenslange Liebe! Ich kann mir schon vorstellen, jemanden zu finden und zu sagen: Das ist er jetzt. Und ich hätte da auch gern mehr Durchhaltevermögen. Also, wenn man sich alles erzählt hat, die Romantik und die Leidenschaft verschwunden sind, dann gilt es, andere Qualitäten finden. Stattdessen sage ich immer: Ach nö, bis du 80 bist, nur noch andere Qualitäten, und das ganze Schöne ist weg? Aber vielleicht werde ich mir das mal für die nächste Beziehung vornehmen.

Und dann drüber singen? Bei den aktuellen Texten fragt man sich allerdings manchmal: Sind Frauen wirklich so schlicht, dass sich alles um Liebesleid und -freud drehen muss?

Müller: Es geht doch darum, Themen zu finden - ich kann nun mal nicht über die Milchpreise oder den Umweltschutz singen.

Könnten Sie schon.

Müller: Es gibt in Deutschland nur Thomas Pigor, der es schafft, solche Themen in Reimform in sehr moderne Songs zu heben. Das ist aber überhaupt nicht massenkompatibel. Ich möchte aber eine Acht-Mann-Band im Konzert dabei haben, auf großen Bühnen stehen und Themen haben, mit denen die Leute etwas anfangen können. Und was interessiert uns denn? Die Liebe, ist man glücklich oder traurig miteinander - und vielleicht ein paar Beobachtungen aus Sicht der Frau.

Das genügt Ihnen?

Müller: Ich möchte unterhalten mit meinen Liedern und nicht missionieren. Ich möchte ein bisschen provozieren, so dass der Mann sagt: "Oh wie gemein" - und die Frau "Hihi, so ist es". Auf der Bühne erzähle ich zwischendurch Geschichten, die vielleicht noch ein bisschen gemeiner sind. Das kann ich, das nimmt man mir auch ab, weil das mein Niveau ist (lacht).

Beruflich tanzen Sie auf mehreren Hochzeiten: singen, lesen, mehrere Sendungen für den NDR. Haben Sie keine Angst, sich zu verzetteln?

Müller: Ich kriege es ja schon nicht mehr hin. Ich schaffe es nicht, mal eine Stunde für mich zu haben, wo ich einfach entspannt lese oder pfeifend unter der Dusche stehe. Ich versuche zu laufen, weil ich merke, dass ich das brauche. Doch nicht einmal diese Stunde finde ich regelmäßig. Und dann lese ich, Madonna geht jeden Tag vier Stunden ins Fitnessstudio und frage mich: Wie macht die das?!

Leidet darunter nicht die private Ina?

Müller: Die private Ina gibt es seit anderthalb Jahren nicht mehr. Doch wenn mich das wirklich belasten würde, würde ich es ändern. Ich raste halt manchmal aus und keife ein bisschen rum, was bei Frauen aber auch mal schnell hormonell bedingt ist ... (lacht).

Nervt es nicht, Ihr Privatleben der Karriere zu opfern?

Müller: Noch nicht. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, 2009 den gleichen Stiefel zu machen wie 2007 und 2008. Deshalb plane ich für 2009 inszenierte Langeweile. Wenn nämlich zurzeit jemand sagt: Übermorgen hast du einen Tag frei, dann falle ich in ein großes Loch. Das möchte ich nicht mehr erleben.

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