Internet-Portal für Gebasteltes: Die Marktfrau für Selbstgemachtes

Ein Internet-Portal für Gebasteltes? Erst wurde Claudia Helming belächelt. Heute ist DaWanda ein Erfolgsunternehmen.

Berlin. Am Anfang stand ein Problem, dann kam die Idee und schließlich der internationale Erfolg. „Alles begann damit, dass ich keine schönen Weihnachtsgeschenke gefunden habe. Also fing ich an, selbst welche zu basteln — die Ergebnisse waren grauenhaft.“

Aus dem vermeintlichen Desaster wurde für Claudia Helming ein Aha-Erlebnis. Wäre es nicht schön, wenn man nicht immer nach handgemachten Unikaten suchen müsste? Wenn es eine Art Marktplatz für Selbstgemachtes gäbe?

Gemeinsam mit ihrem Arbeitskollegen Michael Pütz entwickelte Claudia Helming — damals noch Projektleiterin beim Schulfreunde-Netzwerk Passado — die Idee für ein Internetportal, auf dem Menschen ihre Unikate gegen Provision bundesweit anbieten können. „Es gibt so viele Kreative, die schöne Dinge herstellen.

Aber wenn man sie nicht kennt, findet man sie nicht“, sagt Helming. Fortan zogen sie und Pütz über Designmärkte, durchstöberten Internet-Blogs und knüpften Kontakt zu möglichst vielen Kunsthandwerkern.

Im Jahr 2006 ging DaWanda.de mit zunächst einer handvoll Anbietern online. „Eines der ersten Produkte, das über unsere Internetseite angeboten wurde, waren selbstgenähte Kuscheltiere“, erinnert sich die 37-Jährige. Ihr Umfeld habe ihre Geschäftsidee damals „eher abwegig“ gefunden.

Inzwischen sieht das anders aus. Heute bieten auf dem Portal 130 000 Verkäufer insgesamt mehr als zwei Millionen Produkte an, 1,7 Millionen Benutzer sind registriert. Bei der Dawanda GmbH mit Sitz in Berlin arbeiten inzwischen 110 Mitarbeiter. Helmings aktuelle Lieblingsprodukte: „Der Bartwärmer vielleicht, oder der Schlafsack für Babys in Karottenform.“

Inzwischen hat DaWanda auch Ableger in England und Frankreich, weitere Expansionen innerhalb Europas sind geplant. Claudia Helming ist damit eine der wenigen Internet-Unternehmerinnen in der ansonsten männlich geprägten Start-Up-Szene. „Das war harte Arbeit und gewiss kein Spaziergang“, sagt sie.

Vier Jahre habe es gedauert, bis DaWanda profitabel war. Zuvor verbrachte die Unternehmerin viel Zeit mit der Suche nach Investoren — und das bedeutete vor allem Überzeugungsarbeit. „Die Investoren sind überwiegend männlich. Ihnen musste man erst einmal begreiflich machen, dass es um mehr geht als gestrickte Socken.“

Zukünftigen Internet-Unternehmern empfiehlt die gebürtige Bayerin einen „langen Atem“. „Man sollte sich vorher gut überlegen, wie lange das Geld reicht und wofür man es ausgeben möchte. Und man sollte bereit sein, die Freizeit sausen zu lassen.“

Ob sie sich vorstellen kann, noch einmal ein völlig neues Internet-Projekt umzusetzen? Die Wahl-Berlinerin denkt einen Moment nach: „Da steckte schon viel Leidenschaft hinter. Ich weiß nicht, ob ich so eine Idee noch einmal habe.“

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