Interview: Meine Begeisterung kann nerven

Christine Westermann startet mit einer Buchsendung im WDR. Ihr Motto: „Lesen darf nicht mühsam sein.“

Frau Westermann, Sie geben Buchtipps auf WDR 2, haben eine Literatursendung auf WDR 5 und jetzt noch die Büchersendung im WDR-Fernsehen - sie lesen also viel. Können Sie das überall oder brauchen Sie ein festes Ritual?

Westermann: Der Ort ist egal. Ich liebe es, in der Bahn oder im Bett zu lesen. Auch auf unserem Balkon, obwohl die Stühle so unbequem sind, dass einem zwischendurch der Po einschläft. Ich überlege, ob ich mir für mein Arbeitszimmer nicht einen schönen großen Sessel kaufe, bisher habe ich nur so ein Designer-Klappding.

Westermann: Nein. Ich mache Eselsohren, wenn mir eine Formulierung besonders gefällt. Dann kann ich vor einer Sendung da nachschlagen.

Westermann: Es sollte nicht mühsam werden beim Lesen. Oder anders gesagt: Ich finde Bücher gut, bei denen ich mich beim Einschlafen schon aufs Weiterlesen freue. Und ich bin anfällig für Geschichten um Familien und um Kinder.

Westermann: 40 Minuten Westermann allein ist keinem zuzumuten. Meine Begeisterung kann andere auch erschöpfen und nerven. Deshalb ist es gut, wenn Werner Köhler mit einer mehr rationalen, intellektuellen Ansicht dabei ist.

Westermann: Was soll man mit Büchern im Fernsehen anderes machen als darüber reden? Bei uns entstehen auch wunderbare Momente, wenn etwa am Ende der ersten Sendung vier Leute über ein Buch diskutieren und vier verschiedene Meinungen dazu haben.

Westermann: Diejenigen, die wir gut finden - sonst hat es keinen Sinn. Und es wird keine Verrisse geben. Warum soll ich Sendezeit verschwenden um zu sagen: Dieses Buch lohnt sich nicht...

Westermann: Bis vor sechs Jahren habe ich selbst nicht gewusst, was für ein riesengroßes Vergnügen das Lesen ist. 2003 bin ich ziemlich zufällig zu den Buchtipps auf WDR 2 gekommen und war erst mal genauso ratlos wie all die, denen ich jetzt Bücher empfehle.

Westermann: Ich bin selbst überrascht, wie froh viele Menschen für einen Tipp sind, beispielsweise nach meinen Lesungen. Und ich denke, dass sie mir glauben, weil ich wahrscheinlich ziemlich gut geerdet bin. Ich bin ja auch keine Literaturkritikerin, sondern eher eine Vorher-Leserin.

Westermann: Natürlich nicht. Bücher sind Gefühlssache. Und ein Buchkauf ist mindestens so individuell wie ein Klamottenkauf - man mus es ausprobieren.

Auch mal im Buchläden stöbern. Und zur Not muss man ein Buch eben nach 30 oder 40 Seiten weglegen, wenn es einem nicht gefällt. Aber da habe ich leicht reden, denn ich bekomme die Bücher von den Verlagen zugeschickt.

Westermann: Nö. Die Buch-Sendungen sind zwar ein Traumjob, aber ich sitze nicht unentwegt beseelt mit einem Buch rum. Manchmal gucke ich auch lieber Fußball oder gehe in die Kneipe.

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