Interview: Simone Thomalla - Neue Kommissarin zum Jubiläum

Im 700. Tatort debütiert Simone Thomalla Sonntagabend als Leipziger Ermittlerin Eva Saalfeld. Die 43-Jährige kehrt damit in ihre Heimatstadt zurück.

Düsseldorf. WZ: Die allererste "Tatort"-Kommissarin, Nicole Heesters, trug in einer Szene, in der sie daheim staubsaugte, ein entzückendes Hütchen, um ihre Weiblichkeit zu demonstrieren. Würden Sie so etwas auch spielen?

Thomalla: Ich habe wirklich nichts gegen entzückende Hütchen. Aber was sich darin ausdrücken sollte, ist wohl doch überholt.

WZ: Auch Ulrike Folkerts Weigerung vor bald 20 Jahren, in Faltenrock und Stöckelschuhen auf Verbrecherjagd zu gehen?

Thomalla: Kommissarinnen, wie alle Frauen, sind heute glücklicherweise emanzipiert genug, um auch mal einen Faltenrock zu tragen, wenn ihnen das passt. Bei Verbrecherjagden quer durch Schlamm und Morast verzichtet man allerdings wohl besser auf Stöckelschuhe.

WZ: Sind Sie selber "Tatort"-Seherin?

Thomalla: Nicht immer. Aus zeitlichen Gründen. Aber zuweilen schon, und ich hatte und habe auch meine Favoriten, früher Götz George und Manfred Krug, während ich heute die Folkerts mag, die Postel, Jörg Schüttauf mit der Sawatzki und andere. Man hat ja immer seine besonderen Vorlieben.

WZ: Manche Ihrer Kollegen haben gemeint, Sie würden eigentlich lieber den Mörder spielen...

Thomalla: Warum mal nicht beides in einem? Aber beim "Tatort" ist das wohl schlecht möglich. Doch klar, die Übeltäter sind oft die besseren Rollen, doch hat es die jetzt für den MDR gefundene Konstellation eines Ex-Ehepaares als Ermittler auch in sich: Die können sich wunderbar streiten, Vorwürfe von früher aufwärmen, andererseits zeigen, dass sie sich noch immer sehr gern mögen. Auseinandergehen muss ja nicht heißen, dass man sich auf ewig hasst. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

WZ: Der Mann in seiner mehr nachdenklichen Art wirkt fast "weiblicher" als die harte, direkte Frau.

Thomalla: Finden Sie? Das haben mir schon andere gesagt, aber ich finde den Mann sehr männlich in seiner Akribie, während die Frau alles an sich reißt, auf nicht immer sehr durchdachte - sagen wir ruhig: weibliche Art.

WZ: Schade, dass Sie - obgleich die Filme in Leipzig spielen - kein Sächsisch sprechen dürfen.

Thomalla: Das bleibt ganz bewusst den Nebenfiguren überlassen. Im übrigen habe ich mich in Leipzig, wo ich ja geboren bin, sehr heimisch gefühlt. Gerade wenn man sehr viel aus dem Koffer leben muss wie ich, schätzt man Orte, an denen man sozusagen zuhause ist.

WZ: Was sagt Ihr Lebensgefährte Rudi Assauer dazu, daheim eine Kommissarin zu haben?

Thomalla: Der fürchtet, glaube ich, ich könnte mal mit der Knarre nach Hause kommen.

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