Interview: Sohn des Drogenbarons packt aus

Sebastian Marroquin ist der Sohn von Pablo Escobar. In einem Film erzählt der 33-Jährige von seiner Kindheit.

München. Kokain war für den kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar die Grundlage für Reichtum und Macht. Für seinen Sohn war das Geschäft des Vaters dagegen der reine Horror, eine Kindheit auf der Flucht, voller Gewalt. Im Film "Die Sünden meines Vaters" von Nicolas Entel erzählt Sebastian Marroquín (33) von dieser Zeit.

Marroquín: Ich hatte den Wunsch, diesen Familien zu schreiben und sie zu treffen und mich für die Taten meines Vaters zu entschuldigen. Mit dem Ziel, inneren Frieden zu finden und durch das Beispiel den anderen Kolumbianern zu zeigen, dass wir uns versöhnt haben und dass wir die Schrecken der Vergangenheit hinter uns lassen, um eine Zukunft in Frieden zu haben. Ich glaube, dass es wichtig ist, die junge Generation an diesem Bekenntnis teilhaben zu lassen, damit sie nicht in die Welt des Drogenhandels einsteigt.

Marroquín: Es war für mich sehr schmerzhaft, diesen Brief zu schreiben und mich ihnen anzunähern. Aber ich hatte auch viel Hoffnung wegen der großen Bedeutung, die das für unser Land und die neuen Generationen hatte. Es war sehr großzügig von ihnen, dass sie mich empfangen haben, um mit mir zu sprechen.

Marroquín: Niemand hat etwas gelernt. Das ist die Realität. Seit 30 Jahren kämpfen dieselben Politiker gegen die Drogen. Und seit 30 Jahren haben wir immer dieselben Ergebnisse: kein Fortschritt, viele Tote.

Marroquín: Es gab viele glückliche Momente, aber die dauerten immer nur eine kurze Zeit. Denn immer tauchte das Gespenst der Verfolgung auf, der Kriege, der Gewalt. Auch wenn ich in gewissen Momenten sehr reich war und in vielen schönen Häusern gelebt habe, hatte ich nie ein Zuhause. Nichts davon ist geblieben, alles ist zerstört.

Marroquín: Lange Zeit wollte ich keine Kinder, aber jetzt schon. Ich bin mit meiner Frau seit acht Jahren verheiratet, und seit 16 Jahren leben wir schon zusammen. Ich möchte mich meinen Kindern, meiner Familie und der Gesellschaft verpflichten und einen Weg gehen, der komplett anders ist als der meines Vaters. Weit weg von Gewalt und vom Drogengeschäft. Ich glaube, das ist das Mindeste, was ich meinen Kindern für ihre Zukunft bieten kann.

Marroquín: Für mich ist es etwas sehr Positives, dass ich zurückkommen kann und dass die deutschen Autoritäten nun auf dem Standpunkt stehen, dass man die Kinder nicht aufgrund der Sünden ihrer Eltern schuldig sprechen kann. Ich habe sehr gute deutsche Freunde. Ich bin sehr glücklich, dass diese Versöhnung zwischen meiner Familie und Deutschland stattgefunden hat.

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