Journalist Michael Wigge: Tausche Apfel gegen Traumhaus

Michael Wigge reist um die Welt — ohne Geld, aber mit einer fixen Idee. Nun ist er Immobilienbesitzer auf Hawaii.

Düsseldorf. Einmal ans andere Ende der Welt reisen. Irgendwann mal ein eigenes Haus auf Hawaii. Michael Wigges Träume unterscheiden sich nicht großartig von denen anderer Menschen mit Fernweh. Doch was den TV-Journalisten und Autoren einzigartig macht: Er setzt seine Träume auch um — und zwar weitestgehend ohne Geld.

Er lebte wochenlang mit Einheimischen im Amazonasregenwald, reiste ohne Geld in der Tasche bis in die Antarktis und tauschte so lange in allen Kontinenten Gegenstände, bis er aus einem angebissenen Apfel ein Haus gemacht hatte.

Der 35-Jährige ist so etwas wie der Freak unter Deutschlands jungen TV-Schaffenden. Dafür braucht der gebürtige Sauerländer eine Kamera und eine Idee. Während andere aus der neuen Moderatorengeneration meist im Studio oder heimischen Fußgängerzonen belanglos herumblödeln, zieht es Wigge in die weite Welt. Denn bei aller Freude über das eigene Dasein geht es ihm vor allem darum, „interessante Geschichten aus fremden Kulturen zu erzählen und Menschen vorzustellen“.

Den Drang zu Reisen spürte er bereits als Schüler Direkt nach dem Abitur ging er für seinen Zivildienst nach Los Angeles. Danach studierte er Film in London. Zurück in Deutschland trat er erstmals in die Öffentlichkeit. Als Außenreporter arbeitete er für MTV, Viva, den WDR und RTL II.

Doch schon früh wollte er mehr sein als Auftragsarbeiter für Sendungen anderer Leute. Mit genügend Ideen für eigene Formate erarbeitete er sich schnell den Ruf des Außergewöhnlichen. Bereits mit 27 produzierte er Sendungen und Filme aus Japan, Südamerika und Europas Metropolen. Das Konzept seiner Shows: Er zieht mit einem Kameramann los und erkundet fremde Orte. Ohne historische Daten herunter zu beten oder touristische Standardplätze zu besuchen, stellt er den Zuschauern Menschen und Kulturen aus seiner Sicht vor.

Den Durchbruch hatte Michael Wigge 2009. Im Selbstversuch reiste er rund 35000 Kilometer durch die ganze Welt. Einzige Bedingung: Reise, Schlafplätze und Verpflegung durften nichts kosten. Er trampte und ließ sich von Einheimischen mitnehmen und einladen.

Nun hatte ihn die Idee des kostenlosen Lebens gepackt. „Ich hatte schon immer den Traum vom eigenen Haus auf Hawaii“, sagt er. Also ging er das Projekt im vergangenen Jahr an. Aber auch dieses Mal wollte er kein Geld ausgeben. Zwar ließ er die Reisekosten vom Spartensender ZDFneo bezahlen, das Haus wollte er sich aber ertauschen.

Los ging es mit einem angebissenen Apfel in der Mainzer Innenstadt. Den tauschte er gegen eine halbvolle Packung Zigaretten, das Spiel begann. Monate lang reiste er durch die Welt. Auf allen sechs Kontinenten lernte die unterschiedlichsten Menschen kennen. Dabei sei die Kamera nicht immer hilfreich gewesen. Manchmal war sie zwar der Türöffner, „andere wollten aber nur mitmachen, wenn die Kamera aus ist“, sagt er.

Er ertauschte sich Kunst in Kiew, feinste Seide in Indien, altes Porzellan mit deutschen Auswanderer in Brasilien, lief mit kenaischen Olympiasiegern um die Wette und musste in Neuseeland als Tauscheinsatz Krokodile füttern.

Die Fans zu Hause ließ er tagesaktuell über seinen Internetblog teilhaben, ZDFneo zeigte pro Kontionent eine Folge unter dem Titel „Herr Wigge tauscht sich um die Welt“. Nach einem halben Jahr war er am Ziel: das eigene Haus auf Hawaii, das er nun kostenlos vermietet.

Wie es weitergeht, weiß er noch nicht genau. „Ich habe viele Ideen“, sagt er mehrdeutig, ohne sich zu sehr in die Karten gucken zu lassen. „Ich würde gern mal auf den Mond“, sagt er lachend. Ob es wirklich nur ein Scherz war? Ausgeschlossen ist bei Wigge gar nichts.

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