Katharina Thalbach: „Ich will keine Politikerin sein“

Katharina Thalbach über ihre Rolle als Kanzlerin Angela Murkel in der Guttenberg-Satire „Der Minister“.

Berlin. Katharina Thalbach (59), die am Montag in der Sat.1-Satire „Der Minister“ die Kanzlerin Murkel spielt, sieht im wahren Leben Gemeinsamkeiten mit Angela Merkel: „Alter, Geschlecht, DDR-Vergangenheit und die nicht ganz günstige Figur.“

Frau Thalbach, Haben Sie Frau Merkel schon mal persönlich getroffen?

Katharina Thalbach: Ja, ich habe sie einmal beim Friseur getroffen, einen Tag nach dieser Elefantenrunde, in der sich Gerhard Schröder so entsetzlich benommen hat. Was der Typ dort abgezogen hat, war unerträglich, unverschämt, da war ich wirklich empört.

Hat denn die Möglichkeit, dass Sie Frau Merkel eines Tages erneut beim Friseur begegnen, Ihre Darstellung beeinflusst?

Thalbach: Nein. Ich habe mir keine Zensur auferlegt. So was liegt mir fern.

Ihre Figur heißt „Angela Murkel“ — das klingt ein wenig nach „Murks“.

Thalbach: Nein, für mich klingt das, wie wenn man sagt „du kleiner Murkel“. Damit kann ich mich gut identifizieren, mit diesem Zwergenhaften.

Mochten Sie die Blazer?

Thalbach: Das ist eine Uniform. Keine besonders schöne, wie ich zugeben muss. Ich glaube, das ist auch eine Waffe. Sie fällt ja auf allen Fotos auf, wobei nicht so schlimm, wie das manchmal bei Frau Thatcher der Fall war. Und wahrscheinlich hat Frau Merkel die Blazer auch nicht Zuhause an.

Interessieren Sie sich für Politik?

Thalbach: Man kommt ja nicht umhin, sich dafür zu interessieren. Ich bin bekennender Phönix-Fan. Dort gucke ich mir viele Dokumentationen und auch die Bundestagsdebatten an.

Was haben Sie gedacht, als Sie von der gefälschten Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg gehört haben?

Thalbach: Da ist lange her. Ich glaube, ich habe darüber gelacht. Ich habe mir das eher als großes Theater angeguckt und weniger mit moralischer Empörung.

Wird auf der politischen Bühne viel Theater gespielt?

Thalbach: Ja, natürlich. Aber ich glaube, das geht auch gar nicht mehr anders, durch die ständige Anwesenheit von Medien sitzt man ja als Politiker ständig wie auf einer riesengroßen Bühne. Es ist oft so durchsichtig, auch langweilig, weil sich einfach vieles wiederholt. Erschreckend finde ich, dass diese Show oft viel mehr Raum einnimmt, als die wirklichen gesellschaftlichen Fragen, die gelöst werden müssen.

Wären Sie gerne Politikerin?

Thalbach: Das wäre sowieso kein Beruf für mich. Die Arbeit eines Politikers ist, glaube ich, viel anstrengender und langweiliger, als man denkt. Ich möchte mein Leben nicht in diesen Sitzungszimmern und über Akten zubringen. Dann wird jedes Wort, was man sagt, auf die Goldwaage gelegt, kann aber auch anders ausgelegt werden. Irgendwann heißt es dann: „Es regnet, und der Staat ist schuld.“ Also, ich möchte mit denen nicht tauschen.

Es geht in der Politik oft um Macht und Intrigen — wie sieht es damit in Ihrem Beruf aus?

Thalbach: Gibt es bestimmt, aber ich habe das große Glück, dass ich relativ autark lebe. Ich kriege das nicht so mit. Ich bin nirgends fest in einem Ensemble, ich mache mein Zeug, kriege Gott sei Dank genügend Angebote, für Filme, für Regie, für Theater und Oper.

Nach Friedrich II. und Königin Marie von Bayern ist die Kanzlerin Ihre dritte Regenten-Rolle seit 2011.

Thalbach: Ja, das ist ein auffälliger Aufstieg in die herrschende Klasse (lacht). Mir gefallen diese Rollen aber auch. Wobei ich insgesamt ein gesundes Durcheinander von Rollen mag. Ich finde zum Beispiel die Putzfrau von Frau Merkel genauso interessant wie die Kanzlerin selbst.

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