Kingsley — das Böse kann er gut

Der Schauspieler mit indisch-russischen Wurzeln gilt als Experte für schwierige Rollen. Heute wird er 70 Jahre alt.

London. Er hat das absolut Gute gespielt als indischer Freiheitskämpfer Gandhi oder das absolut Böse als Gangster Don Logan in „Sexy Beast“: der britische Schauspieler Ben Kingsley. Am Dienstag feiert er seinen 70. Geburtstag. Ob gütige oder niederträchtige Charaktere, Kingsley ist extrem wandelbar. Er habe diesen Drang, das Muster menschlichen Verhaltens in einem Charakter zu finden, es zu besitzen, sagte Kingsley kürzlich im „Daily Telegraph“. „Wenn ich nicht Schauspieler geworden wäre, würde ich als Verrückter Leute auf der Straße anhalten.“

Kingsley, am letzten Tag des Kriegsjahres 1943 als Sohn eines indischen Arztes und einer englischen Schauspielerin im britischen Scarborough geboren, wollte eigentlich zuerst in die Fußstapfen seines Vaters treten und Mediziner werden. Zunächst arbeitete er als Laborant eines Pharma-Unternehmens, um sich aufs Studium vorzubereiten.

Doch nach dem Besuch einer Aufführung der Royal Shakespeare Company zog es ihn auf die Bühne. Seine Eltern seien von seiner Berufswahl nicht begeistert gewesen. „Meine Mutter war eifersüchtig auf meinen Erfolg.“ Kingsley, der eigentlich Krishna Bhanji heißt, setzte sich darüber hinweg, änderte seinen Namen, nachdem er beim Vorsprechen einmal „Kristina Blange“ genannt wurde. 1982 gelang ihm mit einer prägenden Rolle der internationale Durchbruch: Kingsley verkörperte den indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi im Monumentalfilm „Gandhi“ des britischen Regisseurs Richard Attenborough. Für die Rolle bekam Kingsley den Oscar als bester Hauptdarsteller.

Später spielte der Schauspieler mit der englisch-indisch-russischen Abstammung immer wieder große Charaktere, etwa Lenin oder Moses. 2000 schockierte er mit seiner Darstellung des durch und durch bösen Don Logan in „Sexy Beast“. Der Schauspieler mache Angst, rezensierte der „New Yorker“, er sei eine „Kobra in Menschengestalt“, der man wie versteinert zusehe.

Kingsley - in vierter Ehe mit der Brasilianerin Daniela Barbosa de Carneiro verheiratet - fällt auch heute noch durch seine äußerst vielfältige Rollenwahl auf. Dieses Jahr gab er etwa einen Kriegshelden im Science-Fiction-Streifen „Ender’s Game“, einen Heiler in „Der Medicus“ und einen Terroristen in „Iron Man 3“. Einen dunklen Charakter zu spielen, sagte Kingsley einmal, sei eine weit größere Herausforderung, als einen guten Charakter zu verkörpern. „Was ich spielen musste“, sagte der Schauspieler über seine Rolle als Bösewicht in „Iron Man 3“, „war dieser ernsthafte Glaube an alles, was er sagt.“

Obwohl Kingsley an Silvester 70 wird, denkt er nicht ans Aufhören. „Ich liebe die Schauspielerei. Das ist mein Job, das ist, was ich mache“, verriet er einer australischen Zeitung. „Und wann immer sich so wunderbare Chancen ergeben — und 2013 gab es ein paar —, packe ich sie.“

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