Letzte Schau des Markus Lüpertz

20 Jahre lang leitete er die Kunstakademie Düsseldorf. Auch Jürgen Rüttgers kommt zur Verabschiedung.

Düsseldorf. Am Sonntag gibt Markus Lüpertz (68) seine letzte Schau als Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Zur Finnissage seiner Totenkopf-Bilder in der Akademie-Galerie wird ihn Ministerpräsident Jürgen Rüttgers verabschieden. Lüpertz wird mild lächelnd vor seinen Zuhörern stehen und den Applaus entgegennehmen. Vergessen sind dann die Vorwürfe, er habe die neuen Tendenzen nicht ins Haus gelassen.

Der Senat, das Gremium zur Wahl eines Rektors, hofierte ihn 20 Jahre lang, weil er so einen wie ihn brauchte, als Vorturner, Conferencier, Attackenreiter, ja auch als genialischen Künstler. Lüpertz hielt den Kollegen den Rücken frei, und sie vertrauten ihm blind, dass nur er die einst so berühmte Ausbildungsstätte führen könne.

Am liebsten wäre der Mann mit Bart und Stock, mit den unzähligen Anzügen, Schuhen, Krawatten, Ringen und Einstecktüchern noch immer an der Spitze der Düsseldorfer Akademie geblieben. Er liebte sein ehrenvolles Amt.

Vielleicht gab sich Lüpertz so groß, weil er so klein angefangen hatte, als Flüchtling aus Böhmen. Er wuchs in Mönchengladbach auf, verließ das Gymnasium ohne Abschluss, begann eine kurze Lehre als Weinflaschenetikettenmaler, wurde mangels Begabung vor die Tür gesetzt und ging in ein grafisches Büro, das bankrott machte. An der Kunstakademie Düsseldorf gab der Student eine kurze Gastvorstellung, entfloh der Bundeswehr und gründete in Berlin die erste Produzentengalerie.

Doch seine Malerei nahm einen so kometenhaften Aufschwung, dass er seit 1976 Professor ist, seit 1986 in Düsseldorf. Er wolle den Studenten den "Glauben an die Kunst" vermitteln.

Warum hat er sich so lange an das Amt des Rektors geklammert? Seine Antwort klingt fast sympathisch: "Die Akademie ist die Flucht vor der Einsamkeit des Ateliers. Künstler sind Egoisten, und die Akademie ist ein reines Monument des Egoismus. Wenn ich in die Akademie komme, liebe ich die Gesellschaft der Kollegen, der Freunde, der Schüler, denen ich gefalle und die mir zuhören. Das ist das Leben."

Was ihn auszeichnet, ist seine Intelligenz. Er war stets ein genialer Stratege. Der ehemalige Kultusminister Michael Vesper beeilte sich, die Umbaukosten der Akademie-Galerie am Burgplatz zu übernehmen, die ihm die Stadt Düsseldorf vorfinanziert hatte. So schnell und lautlos wie Lüpertz hat niemand ein Ausstellungshaus übertragen bekommen. Magnifizenz konnte listig und charmant sein.

Der verstorbene Oberbürgermeister Joachim Erwin und der "Malerfürst" waren ein Herz und eine Seele. Beide hatten einen Hang zur öffentlichen Provokation und beschäftigten mit Heinrich Heil sogar denselben Mann fürs Loben. Erwin engagierte ihn für seine Reden, Lüpertz ließ sich seine Interview-Bücher schreiben.

Lüpertz propagierte ein genialisch-pathetisches Künstlerbild. Seine Ansichten gipfelten in der These, nur der Künstler könne das Ewige erfassen. Der Düsseldorfer OB glaubte ihm das und schenkte ihm zur "Quadriennale", dem Jahr der Kunst 2006, einen Tempel, den Lüpertz als antikes Heiligtum entwarf. Im Gewand eines Geheimrats, mit Gehrock und Spitzbart, weihte er ihn ein, wobei er darauf achtete, dass seine Skulptur in der Sichtachse stand.

Lüpertz hielt Politiker und Verwaltungsleute dank seiner Persönlichkeit in Schach. Er kämpfte gegen die neuen Gesetze, den Hochschulrat, die Studiengebühren, den Bachelor und den Master. Er lieferte sich nicht dem "bürokratischen Übermut des Staates" aus. Sein Haus ist technisch und finanziell bestens bestellt, alle Gebäude sind rundum erneuert.

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