Martina Hill: „Humor ist bei mir mehr Intuition“

Ab Freitag ist Schauspielerin Martina Hill (38) wieder in ihrer Sketchshow „Knallerfrauen“ zu sehen.

Berlin. Ob Heidi Klum, Sonya Kraus oder Daniela Katzenberger: Wenn Martina Hill bei „Switch reloaded“ (Pro7) mit schriller Stimme und noch schrilleren Outfits Stars parodiert, erkennt manchmal nicht einmal ihre eigene Mutter die Schauspielerin. In ihrer Show „Knallerfrauen“ nimmt die 38-jährige Hill keine Stars auf die Schippe, sondern spielt ganz normale Frauen — in absurden Situationen.

In „Knallerfrauen“ geht es recht derb zu. Sind Sie privat auch so hemmungslos?

Martina Hill: Ganz im Gegenteil: Privat bin ich eher zurückhaltend und ruhig. Ich würde niemals bei einer wildfremden Frau den „Dingdong-Brustklingler“ machen. Die Frauen in „Knallerfrauen“ machen oder erfahren Sachen, die im echten Leben ein absolutes No-Go wären.

Was war das Knalligste, das Sie sich je getraut haben?

Hill: Ich bin mal aus 4000 Meter Höhe aus einem Flugzeug gesprungen. Dazu muss ich erwähnen, dass ich extreme Flugangst habe. Das war ein ganz furchtbares Erlebnis — das mache ich nie wieder.

Hat der Sprung gegen die Flugangst geholfen?

Hill: Nein, leider nicht. Ich vermeide Fliegen, wo es geht und fahre viel mit der Bahn.

Viele bezeichnen Sie schon als die neue Anke Engelke . . .

Hill: Ich finde Anke super, ich bin ein absoluter Fan von ihr. Je mehr Komikerinnen es gibt, desto besser. Rivalität bei der Arbeit ist kein guter Begleiter.

Wollen Sie mit Ihrer Show bewusst an Geschlechterrollen kratzen?

Hill: In einigen Sketchen spielt das Thema sicherlich eine Rolle. Aber in erster Linie will ich einfach unterhalten und die Zuschauer zum Lachen bringen. Wenn ich zum Beispiel eine toughe, schicke Businessfrau spiele, die immer alles im Griff hat, im nächsten Moment aber aus Versehen vor ihren Kollegen pupst, dann hat das eine enorme Fallhöhe.

Fehlt Ihnen der missionarische Eifer, der Gesellschaft über den Weg des Humors den Spiegel vorzuhalten?

Hill: Total — wenn ich überhaupt eine Mission habe, dann ist das, zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Humor ist bei mir mehr Intuition als Verstand. Wenn ich Humor definieren soll, komme ich ins Stottern, das ist mir viel zu verkopft.

Sie wurden durch Parodien von Prominenten bekannt. Haben Sie denn schon in der Schule Lehrer und Mitschüler nachgemacht?

Hill: Ich war nie die quirlige Ulknudel oder der Klassenclown — aber auch nicht die Ruhige aus der letzten Reihe. Ich war immer eher die große Brillenschlange mit der sozialen Ader, die im Mathetest abguckt und häufig draußen vorm Klassenzimmer steht, weil sie zu viel gequatscht hat.

Und wann hat Ihre Karriere als Parodistin angefangen?

Hill: Mit der Comedy fing es erst 2003 bei einem Comedycasting in Köln an. Ich habe mich dann in Parodien auf Sonya Kraus und Ally McBeal versucht, und habe es tatsächlich ins Ensemble der Sketchshow „Happy Friday“ geschafft. Bis dahin hatte ich mit Comedy gar nichts am Hut.

War es ungewohnt, dass Sie sich für „Knallerfrauen“ nun nicht hinter der Maske eines Prominenten verstecken konnten?

Hill: Ja, für mich ist es relativ neu, Comedy ohne Perücken, Masken oder aufwendige Kostüme zu drehen. „Switch reloaded“ ist ja im Vergleich zu „Knallerfrauen“ die reinste Perückenparade. Selbst meine Mutter hat mich als Bill Kaulitz von „Tokio Hotel“ nicht wiedererkannt. Bei „Knallerfrauen“ trete ich schlicht und unverkleidet auf. Es ist schon ein Unterschied, ob man in den Spiegel schaut und sich selbst nicht mehr erkennt — oder ob man ohne Maske Mut zur Hässlichkeit beweisen muss. Beides hat seinen Reiz.

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