Meisterschaft: Wenn der Tasso den Hirsch ruft

Mit seinem „Lockruf “ ist Tasso Wolzenburg bereits viermal Deutscher Meister geworden. Freitag in Dortmund kam er nur auf den sechsten Platz.

Meisterschaft: Wenn der Tasso den Hirsch ruft
Foto: dpa

Bad Laasphe/Dortmund. Das dreiteilige oliv-grüne Plastikrohr erinnert an ein Teleskop. Aber statt Linsen hat der „Hirschruf“ innen nur einige Kunststoff-Kreuze zum Stabilisieren. Für Forstwirt Tasso Wolzenburg (48) ist das Rohr ein Sportgerät. Der viermalige Deutsche Meister der Hirschrufer wiegt es in der Hand hin und her und erzählt. „Eigentlich wird es für die Ruf- und Treibjagd genutzt.“ Er jedoch wolle seinen Besuchergruppen im siegerländischen Forsthaus Hohenroth eine beeindruckende Begegnung mit den Tieren ermöglichen.

Gesten packte Wolzenburg seinen Hirschruf aber nicht im Wald aus, sondern in den Dortmunder Westfalenhallen. Auf der Messe „Jagd und Hund“ wollte er seinen Titel verteidigen — landete aber nur auf dem undankbaren sechsten Platz (siehe Kasten).

Seinen Hirschruf hatte Wolzenburg seit dem Herbst eigentlich eingemottet. Denn nur in der Brunft reagieren die Tiere auf sein Röhren. „Ich gebe mich als Hirsch aus — und will sie ärgern“, sagt er. Im September und Oktober geht Wolzenburg mit Besuchergruppen in den Wald.

„Da muss alles stimmen“, sagt er. Wichtig sei zunächst der Wind. Denn die Hirsche registrieren den Menschen mit der Nase und würden sich dann nicht locken lassen. Weil Wolzenburg die feinen Tonarten der Hirschkommunikation kennt, haben seine Begleiter meist Glück und bekommen die Tiere zu sehen.

„Jeder Ruf hat eine bestimmte Note. Das ist wie in der Musik“, sagt er und gibt einige Hörproben, bei denen man mit geschlossenen Augen wirklich der Illusion erliegen kann, vor einem stattlichen Hirsch zu stehen. „Ich höre zu, was die Hirsche mir sagen und dann antworte ich. Die wissen ja nicht, dass ich ein Zweibeiner bin“, sagt Wolzenburg. Und wenn er den richtigen Ton trifft, denken die Hirsche, dass es sich um einen Rivalen handelt. „Ich muss mich in den Kopf und das Denken der Tiere versetzen.“

Schon als Junge habe ihn das Röhren der Hirsche erzittern lassen. „Ich war mit meinem Großvater in Vollmond-Nächten bei der Brunft im Wald. Da hat mich das schon gepackt“, erzählt der 48-Jährige. Als er dann einen Hirschruf in einer Zeitung sah, habe er sich so ein Gerät gekauft und geübt. „Nach zwei Jahren habe ich erstmals Reaktionen der Tiere bekommen.“

Auch seinen Nachwuchs hat für die Natur begeistert: Die zwölfjährigen Zwillinge üben sich schon im Hirschrufen. „Das klappt auch ganz häufig, dass dann die Hirsche auf der Wiese neben dem Haus stehen.“

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