Muriel Baumeister: „Die Angst greift um sich“

Muriel Baumeister spielt in der ARD eine Landwirtin. Im Interview spricht sie über Existenzängste ihrer Kollegen.

Berlin. Sie ist der Wirbelwind vom Dienst im TV: Die Schauspielerin Muriel Baumeister, die in der Komödie „Rindvieh à la Carte“ (Freitag 20.15 Uhr, ARD) die Bauersfrau Frieda spielt. Im Interview spricht sie über die finanziellen Nöte von Schauspielern und über die Zusammenarbeit mit Götz George.

Frau Baumeister, in Ihrem neuen Film spielen Sie eine Landwirtin. Wie viel Landei steckt in Ihnen?

Muriel Baumeister: Schon eine ganze Menge, denn ich bin ja auf dem Land aufgewachsen. Unsere Nachbarn hatten einen Hof, und als Kind bin ich da zwischen den Kühen rumgewuselt. Deshalb kann ich auch Traktor fahren, das kam mir jetzt bei den Dreharbeiten sehr zugute.

Ihr Hauptwohnsitz ist allerdings der angesagte Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, wo viele Schauspieler leben. Läuft man sich da oft über den Weg?

Baumeister: Manchmal treffe ich Heike Makatsch, wenn wir beide auf dem Rad mit unseren Einkaufstüten unterwegs sind. Und Bernhard Schir, ein sehr lieber Freund, wohnt bei mir um die Ecke — wir feiern und essen öfter zusammen, er kocht ganz großartig. Aber das ist eine Ausnahme, ich bin generell nicht viel mit Schauspielern zusammen.

Komödie oder Drama: Was schauen Sie sich an, wenn Sie TV schauen?

Baumeister: Wenn ich sehe, dass ein Kollege seine Arbeit gut macht, dann bleibe ich hängen, und das Genre ist mir dabei relativ egal. Ich kämpfe als Schauspielerin selber dagegen, in eine Schublade gesteckt zu werden, und es wäre ja wahnsinnig, das mit Kollegen zu machen. Und in Zeiten wie diesen, wo man ja nicht gerade 30 Drehbücher zur freien Auswahl auf den Tisch bekommt, muss man das, was man macht, mit ganzer Seele machen.

Ist die Situation für Schauspieler wirklich so schlimm?

Baumeister: Es ist eine Katastrophe! Jeder Schauspieler denkt irgendwann mal über Existenzsorgen nach, außer vielleicht fünf Leuten in Deutschland, die in einer eigenen Liga spielen — deshalb greift Angst um sich. Eleonore Weisgerber hat sogar gegen ihren Rentenbescheid (nach 45 Jahren Arbeit 887 Euro) geklagt, das sagt ja schon alles.

Wie viele Filme muss man im Jahr drehen, damit es zum Leben reicht?

Baumeister: Das hängt natürlich davon ab, wie viel man braucht. Ich habe zwei Kinder, eine große Wohnung und eine Kinderfrau, das heißt, ich muss natürlich mehr Geld verdienen als jemand, der alleine ist. Drei Filme pro Jahr muss ich schon drehen — bisher war das zum Glück für mich gut machbar.

Sie haben sogar eine Rolle in einem sehr großen TV-Projekt, das im Juli läuft: Im Dokudrama „George“ über Heinrich George, den Vater von Götz George, spielen Sie Heinrichs Frau Berta.

Baumeister: Sehen Sie: Das ist ein historischer, zum Teil dokumentarischer Film — so etwas mache ich auch. Also meine Bandbreite ist größer, als man gemeinhin wahrnimmt.

Hat Götz George Sie denn korrigiert bei der Darstellung? Immerhin verkörpern Sie seine Mutter.

Baumeister: Nein, aber er hatte mich gebeten, die Rolle zu spielen — wir haben ja schon drei Filme zusammen gedreht. Er sagte: „Kleene, wenn du das nicht machst, weiß ich nicht, wer sonst.“ Das fand ich süß. Ich komme sehr gut mit Götz George zurecht und kann es gar nicht verstehen, wenn jemand etwas anderes sagt. Er mag keinen Dilettantismus, aber das kann ich nachvollziehen.

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