Obelix bei den Belgiern: Depardieu verlässt Frankreich

Paris (dpa) - Schauspieler-Schwergewicht Gérard Depardieu sorgt einmal mehr abseits der Leinwand für Aufregung. Nach einem aufsehenerregenden Pinkel-Zwischenfall in einem Flugzeug und einer unrühmlichen Promille-Fahrt hat er jetzt seinen Wohnsitz in das belgische Örtchen Néchin verlegt.

Der zuständige Bürgermeister bestätigt ganz offen, dass die niedrigen Steuern der Grund sind. Depardieu gilt als einer der reichsten Schauspieler Frankreichs. Zu Millionen-Gagen als Obelix-Darsteller kommen Verdienste aus Weingütern und Restaurants. Rund 80 Angestellte sollen mittlerweile für den 63-Jährigen arbeiten.

In Frankreich wird der neue Fall Depardieu kontrovers diskutiert. Vor allem linke Politiker geben sich empört und werfen dem Charakterkopf beschämendes und egoistisches Verhalten vor. Andere wiederum zeigen Verständnis und verweisen auf die „ungerecht hohe“ Abgabenlast in Frankreich. Nach Willen der neuen sozialistischen Regierung soll der Spitzensteuersatz für Einkommensmillionäre im kommenden Jahr auf 75 Prozent angehoben werden. Schon jetzt ist die Abgabenlast deutlich höher als in anderen EU-Länder. In Belgien gibt es beispielsweise gar keine Vermögensteuer.

In der Reihe der Depardieu-Skandale ist die Steuerflucht nur einer von vielen. Zuletzt wurde bekannt, dass der Schauspieler gemeinsam mit der ältesten Tochter des autoritären usbekischen Präsidenten Islam Karimow ein Lied aufnahm. Erst Ende November musste er wegen Trunkenheit am Steuer seines Motorrollers vorübergehend in Polizeigewahrsam.

Schon fast legendär ist der Pinkelvorfall vor einem Jahr. Vor dem Start eines Flugzeugs hatte der raubeinige Darsteller unbedingt noch einmal auf die Toilette gehen wollen, was eine strenge Stewardess aber nicht zuließ. Da griff der Filmstar kurzerhand zu einer Flasche. Dass einiges daneben ging, kommentierte Depardieu später mit den Worten „Das Fläschchen war für mich einfach zu klein“. Die Fluggesellschaft war wenig begeistert. Der Pinkelvorfall hatte eine lange Startverzögerung zufolge.

Zu seinem Umzug äußerte sich der durch Filme wie „Die Ausgebufften“ oder „Cyrano de Bergerac“ bekannte Star zunächst nicht öffentlich. Nach Informationen der Regionalzeitung „La Province“ muss er mindestens sechs Monate im Jahr in dem Haus leben, um von den Vorteilen zu profitieren. Zugutehalten dürften ihm viele Franzosen, dass er in dem 2000-Einwohner-Ort Néchin immerhin keine mondäne Luxus-Villa errichten ließ, sondern das frühere Zollhaus kaufte. Auf Bildern ist ein schmuckloses, graues Eckhaus zu sehen.

Der zuständige Bürgermeister betont, Dépardieu hätten nicht nur die niedrigen Steuern angezogen. Auch die netten Leute und der ländliche Charakter sollen ihm gefallen haben. In einer Online-Umfrage der Regionalzeitung „La Province“ zeigten sich allerdings mehr als die Hälfte der Teilnehmer überzeugt, dass es künftig lediglich einen Briefkasten an einem leeren Haus mehr geben werde.

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