Porträt: Christian Quadflieg - Er bleibt für immer der Landarzt

Schauspieler Christian Quadflieg wird 65 Jahre alt. Ein Resümee über Serien-Popularität, Familie und Träume.

Hamburg. Noch immer passiert es Christian Quadflieg, dass die Leute ihn auf der Straße ansprechen: "Ach, der Landarzt!" Dabei wurde die erfolgreiche ZDF-Fernsehserie, in der er sich als Dr. Karsten Matthiesen um die Probleme der Bauern in einem kleinen norddeutschen Dorf kümmerte, Ende der 80er Jahre ausgestrahlt.

"Von diesem Image komme ich nicht mehr los, egal wie viele Rollen ich in der Zwischenzeit im Fernsehen oder am Theater gespielt habe", sagt der Schauspieler, der am Sonntag 65 Jahre alt wird.

Einem Millionen-Publikum bekannt wurde Quadflieg auch in Krimi-Serien wie "Derrick", "Ein Fall für zwei", "Der Alte" und "Tatort", darunter die Folge "Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski.

Doch Quadflieg weiß diese Serien-Popularität auch zu schätzen. "So sehr mir dieses Image bei manchen Fernsehproduzenten schadet, so sehr nutzt mir mein Bekanntheitsgrad auf meinen Lesereisen: Die Bude ist immer voll", sagt er. Schon seit Jahren sind die "Rezitationen" mit Texten von Schiller, Heine oder Kästner, mit denen er quer durch Deutschland unterwegs ist, seine Leidenschaft.

"Manche kommen, weil sie ,den Typen aus dem Fernsehen’ mal live erleben wollen. Und wenn die dann mit einem Gedicht von Brecht oder Enzensberger nach Hause gehen und vielleicht sogar neugierig darauf werden, dann ist mir das sehr recht", sagt der Schauspieler.

Als Sohn der Theater-Legende Will Quadflieg (1914-2003) hatte es Christian Quadflieg am Anfang seiner Karriere nicht leicht. Auf der Schauspielschule in Bochum habe er sich einen Künstlernamen zugelegt, weil er nicht ständig mit seinem berühmten Vater verglichen werden wollte.

"Da hatte ich oft das Gefühl, einen Perfektionismus vortäuschen zu müssen, den ich noch gar nicht untermauern konnte", sagt Quadflieg. Im Gegensatz zu Vermutungen in der Presse sei das Verhältnis zu seinem Vater jedoch immer "völlig problemlos" gewesen. "Wir haben nicht so häufig zusammen auf der Bühne gestanden, weil wir Persönliches mit Beruflichem nicht verquicken wollten."

Erst später kam es dann zur Zusammenarbeit wie in "Dantons Tod" bei den Salzburger Festspielen oder bei der Lesung "Väter & Söhne - Briefwechsel: Thomas Mann und Klaus Mann". "Da war mein Vater ziemlich stolz auf mich." Später habe sich Will Quadflieg - der "Faust" in der berühmten Gründgens-Inszenierung - darüber lustig gemacht, dass die Leute zu ihm sagten: "Ach, Sie sind der Vater vom Landarzt!"

Auch mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Renate Reger, mit der Quadflieg seit 1974 verheiratet ist, arbeitet er häufig zusammen. "Meine Frau ist meine wichtigste Beraterin. Den ,Landarzt’ hätte ich ohne sie nie gemacht, weil ich Berührungsängste mit Serien hatte. Sie las die ersten Manuskripte und sagte: ,Mach es!’"

Den Abschied von der Serienwelt hat Quadflieg 2001 genommen. Anspruchsvolle Fernsehfilme wie "Eine öffentliche Affäre" (2001) über einen bestechlichen Nachrichten-Sprecher oder "Der Preis der Schönheit" (2000) über einen Schönheitschirurgen, dem ein Kunstfehler passiert, würde er immer wieder drehen.

"Ich würde schon gerne wieder Fernsehen machen. Aber die Drehbücher, die mir Spaß machen, werden leider seltener. Ich will ganz unterschwellig ein paar Denkanstöße in eine Geschichte einbringen, ohne dabei den Weltverbesserer spielen zu wollen. Die Zeit ist einfach zu kostbar, um sie mit seichtem Quark totzuschlagen."

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