Rama Yade: Madame beliebt zu protestieren

Rama Yade nimmt ihren Posten als Staatssekretärin für Menschenrechte ernst. Das ärgert Präsident Sarkozy gewaltig.

Paris. Sie ist jung, sie ist schwarz, und sie nimmt ihre Arbeit ernst. Genau das halten ihre Chefs ihr vor. Rama Yade, Frankreichs Staatssekretärin für Menschenrechte, bescheinigt sich selbst "gute Arbeit mit konkreten Resultaten". Doch der französische Außenminister Bernard Kouchner stellt ihr nur ein mäßiges Zeugnis aus: "Sie tut, was sie eben kann."

Möglicherweise will der 69-Jährige mit seinen wenig eleganten Bemerkungen seine eigene Entwicklung verschämt verdecken. Kouchner, einer der Gründerväter der Nobelpreis-geadelten "Ärzte ohne Grenzen", prangerte einst selbst lautstark Unrecht in aller Welt an. "Die Menschenrechte - das bin ich", lautete ein Standardsatz des Ex-Sozialisten, der vor anderthalb Jahren dem Lockruf des konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy folgte.

Inzwischen ist Kouchner wohl zu dem Schluss gekommen, dass Ideale und Realpolitik nicht gut zusammengehen. Ein Land zu regieren vertrage sich nicht mit Engelhaftigkeit, stellte Kouchner fest. Es sei auch ein Fehler gewesen, überhaupt eine Staatssekretärin für Menschenrechtsfragen zu berufen.

Rama Yade, mit gerade 31 Jahren die Jüngste im Kabinett, sieht das naturgemäß anders. Die gebürtige Senegalesin zehrt weiter von ihrem Ruf als mutige Stimme. Als Sarkozy vor einem Jahr Libyens Diktator Gaddafi mit Pomp und Prunk empfing, war sie die einzige Staatsvertreterin, die ihr Missfallen hinaus posaunte: Frankreich sei keine "Fußmatte, auf der ein Führer seine Schuhe vom Blut seiner Untaten säubern kann".

Das brachte ihr eine Standpauke von Sarkozy sein. In der hochaktiven französischen Menschenrechts-Szene hat sie aber spätestens seitdem einen guten Stand. "Für mich zählt, dass mich die Vereine unterstützen", konterte sie die Attacken Kouchners.

Schon so jung im Quai d´Orsay zu kommandieren, ist ihr dem Vernehmen nach durchaus zu Kopf gestiegen. Dem Elysée blieb das nicht verborgen. "Man steigt schnell auf, aber ebenso schnell auch wieder ab", hatte Sarkozy in der letzten Ministerrunde orakelt. Er nimmt ihr außerdem übel, dass sie seine Pläne für die Europawahl durchkreuzt und nicht als Spitzenkandidatin der Regierungspartei UMP ins Straßburger Parlament wechseln will.

Um sie für Europa fit zu machen, hatte er ihr auch noch den Job des Europa-Staatssekretärs angeboten. Beides schlug sie aus. Da, wo sie ist, fühlt sie sich wohl. Und nur in Paris ist man schließlich wirklich nah an der Macht. Diese Haltung bringt Sarkozy auf die Palme. "Ein Minister muss auch persönliche Opfer bringen", zürnte er.

Doch Yade kann sicher sein, dass er sie zumindest nicht kurzfristig vor die Tür setzt: Ausgerechnet die einzige Schwarze im Kabinett zu feuern, nachdem die USA gerade einen schwarzen Präsidenten gewählt haben, passt nicht in die Landschaft.

Dann ist da noch Justizministerin Rachida Dati, mit ihren marokkanischen Wurzeln ebenfalls ein Aushängeschild in Sarkozys buntem Kabinett. Weil sie wegen ihrer privaten Kapriolen und wenig überzeugenden Ressort-Arbeit die Gunst ihres großen Förderers längst verloren hat, darf Rama auf eine Gnadenfrist hoffen: Sarkozy kann schließlich nicht zwei Regierungsfrauen auf einmal feuern.

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