Roman Abramowitsch: Der Milliardär aus dem Nichts

Roman Abramowitsch bejubelt seinen FC Chelsea — eine seiner Errungenschaften als russischer Superreicher.

München. Wie ein Kind sitzt er auf der Brüstung der Ehrentribüne, lässt die in Jeans gekleideten Beine baumeln, sein Grinsen wird vom legeren Drei-Tage-Bart eingerahmt. Umgeben von Anzugträgern nimmt Roman Abramowitsch am Samstagabend in der Münchner Arena von seiner Mannschaft, dem FC Chelsea, den ersehnten Champions League-Pokal entgegen.

Bescheiden wirkt der 45-jährige Milliardär als er inmitten der blau gekleideten Fans das langersehnte Ziel seiner fußballerischen Träume feiert. Auf der „Forbes“-Liste der reichsten Menschen der Welt rangiert der russische Oligarch auf Platz 68. Geschätztes Vermögen: knapp zehn Milliarden Euro. In seinem Heimatland ist er danach der neunt reichste Mensch.

Im Sommer 2003 kaufte er den Londoner Club für etwa 210 Millionen Euro — einen damals durchschnittlichen Premier League-Verein — und ließ sich in Großbritannien nieder. Vielleicht auch, um dem Anti-Oligarchen-Kurs des Kremls und so der russischen Staatsanwaltschaft zu entgehen, auch wenn damals nicht offiziell gegen den Multi ermittelt wurde.

Roman Arkadjewitsch Abramowitsch wurde als Sohn jüdischer Eltern in Saratow an der Wolga geboren. Mit vier Jahren war er bereits Vollwaise. Abramowitsch wuchs in ärmlichen Verhältnissen bei einem Onkel in Uchta im Nordwesten Russlands auf.

Sein erstes Geld soll er mit dem Verkauf von Gummi-Enten verdient haben. Sein Aufstieg zum Self-Made-Milliardär beginnt in der Jelzin-Ära in den 90er-Jahren. Zum Spottpreis erwirbt er Anteile am privatisierten Ölkonzern „Sibneft“ und baut ein weitverzweigtes Firmenimperium auf: Aluminiumkonzerne, Fluggesellschaften, Strom, Lebensmittel, Papier, Stahl.

Im Jahr 2000 — mit dem Aufstieg von Russlands Präsident Wladimir Putin — geht Abramowitsch in die Politik, als Duma-Abgeordneter und Gouverneur von Tschukotka.

Privat sorgt die Scheidung von Ehefrau Irina, einer ehemaligen Aeroflot-Stewardess, für Furore. Spekulationen über millionenschwere Abfindungen für die blonde Ex-Frau machen die Runde — nicht eingerechnet die Alimente für die gemeinsamen fünf Kinder.

Einen weiteren Sohn hat er mit Dauerfreundin Dasha Zhukova — der Dame ohne Make-up, die im passend zu ihm betont legeren Outfit das Fußball-Spektakel in Bayern verfolgte. Zhukova — Tochter eines Öl-Milliardärs und einflussreiche Kunstsammlerin — eine weitere Multi-Millionen-Allianz.

Für Abramowitschs Luxusyachten ist manch ein Hafen zu klein, er reist in Privat-Boeings, besitzt weltweit Residenzen. Und er investiert auch kräftig in den Heimat-Sport: So gibt er 50 Millionen Dollar an den Fußballverein ZSKA Moskau, außerdem lockte er den niederländischen Trainer Guus Hiddink für die russische Nationalmannschaft an und übernahm Teile des Gehalts. Dem Eishockey-Klub Avangard Omsk baute er sogar eine 70-Millionen-Dollar-Arena.

Öffentlichkeitsscheu und undurchsichtig wirkt der Mann von der Wolga — ist er mit Chelsea nun am Ziel? Welche Entscheidungen für den Verein in nächster Zeit getroffen werden, ist ungewiss. Personalien, etwa ob Erfolgstrainer Roberto di Matteo einen neuen Vertrag bekommt, stehen an.

Und: In sechs Jahren ist Russland Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft. Sicher nicht ohne den Einfluss des milliardenschweren Geldgebers.

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