RTL-Nachrichtenchef Peter Klöppel: "Will mich nicht in den Vordergrund spielen"

Peter Kloeppel über sein Jubiläum als RTL-Anchorman, lustige Versprecher, warum er morgens den Fernseher auslässt und was ihn an Helmut Kohl beeindruckt hat

Berlin. Er zählt zu den bekanntesten deutschen TV-Journalisten, am 30. März feiert Peter Kloeppel sein Jubiläum als Chefmoderator von „RTL aktuell“: Seit 20 Jahren präsentiert er die Hauptnachrichten des Kölner Privatsenders, insgesamt mehr als 4500 Mal.

Dabei hatte der 53-Jährige ursprünglich einen ganz anderen Berufsweg eingeschlagen: Kloeppel studierte Agrarwissenschaften (Thema seiner Diplomarbeit war das Verhalten von Zuchtschweinen), erst danach ging er an eine Journalistenschule.

1985 kam Kloeppel zum noch jungen Sender RTL plus und machte eine steile Karriere. Er wurde Studioleiter in Bonn, dann USA-Korrespondent und 1992 schließlich Chefmoderator von „RTL aktuell“, das allabendlich um 18.45 Uhr läuft.

Durchschnittlich schalteten voriges Jahr 3,91 Millionen Zuschauer die Nachrichtensendung ein, die damit auf Platz zwei nach der 20-Uhr-„Tagesschau“ (9,0 Millionen) der ARD und vor „heute“ (3,52 Millionen) um 19 Uhr im ZDF rangierte. Peter Kloeppel stammt aus Frankfurt am Main, er lebt mit seiner Familie in Bonn.

Herr Kloeppel, seit 20 Jahren moderieren Sie die Nachrichtensendung „RTL aktuell“. Werden Sie in der Jubiläumsausgabe am 30.3. darauf eingehen?
Peter Kloeppel:
Auch an diesem Tag werden bei uns die Nachrichten die Hauptrolle spielen, ich will mich da selber gar nicht in den Vordergrund spielen. Ob und wie das Jubiläum am 30. März dennoch Thema bei „RTL aktuell“ sein wird, wird man sehen.

Wie wäre es mit einem Best of Ihrer lustigsten Versprecher?
Kloeppel:
Ich hoffe, dass sich da nicht so viele finden, denn ich will natürlich möglichst wenig Versprecher haben. Aber manchmal macht die Verbindung zwischen Hirn und Zunge schon merkwürdige Mätzchen. Gerade vor wenigen Tagen, in einer Meldung über die Neuwahlen in Nordrhein-Westfalen, habe ich von Ministerpräsident Kraftin gesprochen anstatt von Ministerpräsidentin Kraft. Da habe ich mich hinterher auch gefragt: Was war das denn jetzt gerade? (lacht)

Welcher Prominente hat Sie in den 20 Jahren am stärksten beeindruckt?
Kloeppel:
Da ist ganz besonders Helmut Kohl zu nennen, der in meinen ersten Jahren als Chefmoderator ja noch Bundeskanzler war und über den ich fast jeden Tag berichtet habe. Einen Politiker wie ihn, der vieles erlebt und gestaltet hat, aus nächster Nähe zu beobachten, daran erinnert man sich lange. Ähnlich ist es natürlich bei Kanzlerin Merkel. Aber auch ein relativ kurzes Gespräch, das ich mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush geführt habe, hat großen Eindruck bei mir hinterlassen — die Gelegenheit, im Weißen Haus ein Interview mit dem amerikanischen Präsidenten zu führen, hat man auch als Journalist, der schon einiges erlebt hat, nicht jeden Tag.

RTL-Nachrichten gibt es seit 1984. Was unterscheidet die Sendung heute noch von der ARD-„Tagesschau“ und „heute“ im ZDF?
Kloeppel:
Wir sind 1984 gestartet mit dem Ansatz: Wir machen alles ganz anders — Politik spielt natürlich eine Rolle, aber es gibt daneben viele andere Themenbereiche, die für die Menschen interessant sind. Seit damals haben wir uns verändert. Wir sind zwar weiterhin der Überzeugung, dass es auch andere Themen gibt, die für unsere Zuschauer wichtig sind und über die wir auch weiterhin berichten, gleichzeitig haben wir den Politikanteil über die Jahre deutlich erhöht. Die wichtigsten Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen ähneln sich heute insofern, dass die wichtigen Themen des Tages bei allen drei oft die gleichen sind. Gleichzeitig unterscheiden sie sich sichtbar voneinander.

Und wie sehen die TV-Nachrichten in 20 Jahren aus? Wird es immer mehr technische Gimmicks geben?
Kloeppel:
Nachrichten sind eine komplizierte Sache für das Gehirn, man muss vieles gleichzeitig registrieren, da sollten wir die Zuschauer nicht überfordern. Deshalb glaube ich, dass in der heutigen Form der Präsentation auch auf Dauer die größere Chance liegt als in einer immer größeren Ballung von Informationen und Grafiken, die die Leute doch nur verwirrt. Doch wo Grafiken bei der Veranschaulichung helfen, setzen wir sie gezielt ein. Wir haben hier gelernt und uns nach der einen oder anderen anfänglichen Übertreibung auf ein sehr dosiertes Maß verständigt, denn im Vordergrund steht die Nachricht selbst.

Ist das Internet, das die Leute rund um die Uhr mit Meldungen versorgt, eine Bedrohung für die Fernsehnachrichten?
Kloeppel:
Diese Nachrichtenflut ist eine Herausforderung, weil die Masse dessen, was im Lauf des Tages berichtenswert erscheint, zunächst einmal riesig wirkt. Aber sie ist auch eine Chance, weil wir als Redaktion einer abendlichen Nachrichtensendung die Möglichkeit haben, uns sehr genau zu überlegen und abzuwägen, was wirklich wichtig und berichtenswert ist. Viele Menschen, die unsere Sendungen einschalten, haben den ganzen Tag über viele Dinge gesehen und gehört, und am Abend wollen sie dann wissen: Was war wirklich wichtig davon?

Wie lange wollen Sie die Sendung eigentlich noch moderieren? Etwa bis zu Ihrem Ruhestand?
Kloeppel: (lacht)
Meine Pensionierung ist ja noch weit weg! Ich bin ja nicht nur Moderator, sondern auch Chefredakteur und Leiter der RTL-Journalistenschule, dadurch habe ich Möglichkeiten, von denen man als Journalist nur träumen kann. Jetzt ans Ende eines solchen Traums zu denken, liegt mir völlig fern.

Der Journalismus war Ihnen aber keineswegs in die Wiege gelegt, Sie haben zunächst Agrarwissenschaften studiert. Mit welchem Berufsziel?
Kloeppel:
Ich wollte mit dem Studium in erster Linie mein Interesse für Natur, Umwelt und Naturwissenschaften befriedigen. Eine Tätigkeit an einer landwirtschaftlichen Berufsschule oder in der landwirtschaftlichen Forschung, das waren so meine Vorstellungen. Als ich während des Studiums merkte, wie gerne ich schreibe und anderen Menschen Zusammenhänge erkläre, bin ich mit dem Berufsziel Agrarjournalist an die Journalistenschule gegangen.

Statt Agrarjournalist sind Sie dann ein Nachrichtenmann geworden. Sind Sie inzwischen ein echter Newsjunkie, der schon morgens im Bett auf dem Handy die Meldungen nachliest?
Kloeppel:
(lacht) Nein, vor dem Aufstehen definitiv noch nicht. Ich weiß ja: Wenn über Nacht was Wichtiges passiert wäre, hätte man mich angerufen. Beim Frühstück habe ich natürlich drei Zeitungen daliegen und werfe einen Blick auf mein Smartphone, was über Nacht los war. Aber ich schalte nicht sofort Radio oder Fernsehen ein, ich frühstücke in Ruhe mit meiner Familie und wir unterhalten uns. Ich halte es für wichtig, dass man abschalten kann, mir sind meine Freiräume sehr wichtig. Manchmal ist es mir lieb, wenn ich meinen Kopf ganz abschalten kann und mich gar nicht mit Nachrichten befassen muss.

Zum Beispiel beim Joggen. Wann ist Ihr nächster Wettkampf?
Kloeppel:
Ja, beim Laufen kann man gut abschalten, da hat man auch viel Zeit zum Nachdenken. Als nächstes laufe ich Ende April den Halbmarathon in Bonn, dafür trainiere ich gerade. Ich bin jetzt alle zwei Jahre Marathon gelaufen, zweimal in New York und einmal in Köln. Ob ich es nächstes Jahr schaffe, weiß ich aber nicht, denn da ist Bundestagswahl, und das Training kostet ja schon viel Zeit.

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