Samuel Koch zu seinem Unfall vor einem Jahr: Ein Sturz „von 120 auf minus 10“

Ein Jahr nach dem Unglück bei „Wetten, dass . . ?“ kann der 24-Jährige immer noch nicht fassen, was damals passiert ist.

Grünwald. Am 9. Dezember 2011 — ein Jahr und fünf Tage nach seinem schrecklichen Unfall bei „Wetten, dass . . ?“ — ist Samuel Koch wieder auf einer Showbühne aufgetreten. Bei der Aufzeichnung des gestern Abend ausgestrahlten ZDF-Jahresrückblicks „Menschen 2011“ in Grünwald bei München spricht er mit Hape Kerkeling. „Ich will auf jeden Fall irgendwie weiter machen und nicht stehen bleiben — und aktiv sein“, sagt er und erzählt von seinen Plänen, seine alte Schauspielschule in Hannover wieder zu besuchen. Am Fecht-, Reit- und Tanzunterricht könne er zwar nicht mehr teilnehmen, aber mit seinen Dozenten suche er nach Alternativen.

Vorher hat ein Einspielfilm Bilder aus dem alten Leben von Samuel Koch gezeigt: Ein außergewöhnlich sportlicher junger Mann beim Turnen erscheint auf dem Bildschirm. Es sind Bilder, die es so nie wieder geben wird.

Der heute 24-jährige Samuel Koch selbst scheint das auch ein Jahr nach seinem tragischen Unfall noch nicht ganz glauben zu können. „Ich kann mich leider noch nicht so ganz mit meinem Körper identifizieren“, sagt er. „Ich fühle mich schon unwohl, wenn ich allein in meinem Zimmer bin, mit dem Körper zusammen.“

Der Unfall habe für ihn vor allem eins bedeutet: einen Sturz „von 120 auf minus 10“. „Für jeden ist es schrecklich, seinen Körper zu verabschieden, und ja, für mich ist es irgendwie noch ein Stück härter, gerade wegen der bewegungsreichen Vergangenheit“, sagt Samuel Koch.

Heute kann er seinen Kopf und die Schultern bewegen und — so heißt es in einem Filmbeitrag beim Jahresrückblick — mit leichtem Antippen der Räder seinen Rollstuhl steuern. „Von den Vitalfunktionen bin ich auf jeden Fall wesentlich fitter geworden. Ich kann nach wie vor spontan atmen und sprechen, was ich sonst nicht konnte“, sagt er. „Die Halswirbel scheinen sich auch zu bessern.“

Über die ungeheure Kraft des jungen Mannes ist viel geredet und noch mehr geschrieben worden — auch darüber, dass er viel davon aus seinem Glauben zieht. Er wisse, dass er nie allein sei, sagt Samuel Koch auch bei Kerkeling. „Das gibt mir Kraft und Mut und Zuversicht und deshalb macht Selbstmitleid nicht so viel Spaß.“

Und noch eins habe ihm sehr geholfen: die Anteilnahme der Bevölkerung. „Ich freue mich eigentlich täglich noch über Post und ehrliche Anteilnahme. Das hat mich ein Stück weit auch durchgetragen. Es ist schon ein kleines Privileg — im Vergleich zu Zimmernachbarn oder so.“

Hinter der Bühne trifft Samuel Koch auf Joachim „Blacky“ Fuchsberger. Der 84-Jährige, der zuvor mit Kerkeling über den Tod seines Sohnes gesprochen hat, beugt sich über den 60 Jahre Jüngeren, küsst ihm auf die Wange. „Junge, was habe ich mit Dir gelitten“, sagt er. Und: „Ich wünsche Dir von Herzen alles, alles Gute.“

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