Santiano-Sänger Björn Both: "Wir sind alle gestandene Väter"

Björn Both von Santiano über das Erfolgsrezept der Band, Carmen Nebel und was ihm Heimat bedeutet.

Düsseldorf. 2012 entschlossen sich bei der Party einer Plattenfirma fünf erfahrene Musiker zu einer spontanen Jamsession. Daraus ist Santiano entstanden — eine Band, die Rock und Pop mit Irish Folk und volkstümlichem Schlager mischt. Gleich das Debütalbum landete auf Platz eins der deutschen Charts, in diesem Jahr gab es dann den Echo in der Kategorie „Volkstümliche Musik“. Björn Both spielt Gitarre und Bass sowie Didgeridoo in der Band — und singt.

Herr Both, was ist das Erfolgsgeheimnis von Santiano?

Björn Both: Das, was wir den Menschen als Produkt anbieten, stimmt, weil es einem archaischen Grundbedürfnis entspricht. Wer in einer komplexen Welt lebt und sich dort oft verloren fühlt, sehnt sich nach einfachen Dingen — wie dem Leben an Bord eines Schiffes und Haudegen wie uns. Dazu kommt, dass wir zum richtigen Zeitpunkt die richtige Unterstützung bekommen haben. Mit so einem Erfolg hätten wir trotzdem nicht gerechnet.

Both: Wir sind deutlich mehr auf Achse und das, was wir unterwegs erleben, ist viel intensiver geworden. Ansonsten sind wir alle gestandene Familienväter, da ist das Risiko abzuheben recht überschaubar. Das, was gerade passiert, darauf haben wir als Musiker ein Leben lang gewartet.

Sie und Ihre Kollegen kommen alle von der Küste. Wie wichtig ist Ihnen Ihre Heimat?

Both: Ich war schon immer eng mit dem Meer verbunden. Ich reise sehr gerne durch die Welt, freue mich aber immer, wenn ich wieder nach Hause komme und meine Familie treffe.

Wie reagieren die Freunde?

Both: Wenn ich mit ihnen zusammen bin, reden wir über Themen wie Probleme mit dem Auto oder andere Alltagsdinge. Da hat sich bei mir überhaupt nichts geändert.

Haben Sie beim zweiten Album Erfolgsdruck gespürt?

Both: Nein, wir wussten, dass wir das, was wir mit dem ersten Album geschafft haben, nicht toppen können. Dafür sind wir alle alt genug und haben zu viel erlebt, um den Erfolg berechnen zu wollen.

Sie treten im Fernsehen bei Carmen Nebel genauso auf wie beim Wacken-Festival. Wie verträgt sich das?

Both: Die Verbindung zu Wacken und anderen Metal- oder Rockfestivals ist ziemlich alt. Wir haben aber kein Problem, den Echo für volkstümliche Musik zu bekommen oder bei Carmen Nebel aufzutreten. Bei den Fans sind die Volksmusikanhänger offener als die Rockfreaks. Aber so erreichen wir alle — vom Opa bis zum Enkel.

Gibt es Unterschiede beim Publikum von der See bis zu den Bergen?

Both: Im Norden fühlen sich die Leute mehr angesprochen als im Süden. Da sind wir eher die Exoten.

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