Silke Bodenbender: Weiches Gesicht, harter Einsatz

Silke Bodenbender brauchte viel Biss, um Schauspielerin zu werden. Nun reißen die Erfolge nicht mehr ab.

Mainz. Eigentlich wollte Silke Bodenbender nicht schon wieder eine Polizistin spielen. "In diese Schublade will ich nicht", sagt sie. Andererseits gibt es für Polizistinnen schöne Szenen: Zum Beispiel eine Verdächtige auf der Flucht verfolgen und sie mit voller Wucht gegen einen Zaun donnern. Oder mit einem Killer auf Leben und Tod kämpfen, auf dem Boden ringen und zünftig zuschlagen.

Action macht der 34-jährigen Schauspielerin Spaß, was man bei ihrem eher weichen und jünger wirkenden Gesicht erst mal nicht vermutet. Dass sie solche Szenen nicht an eine Stuntfrau abgeben musste, war einer der Gründe, warum sie dann doch die Rolle der Nadja Mohn in dem ZDF-Fernsehkrimi "Auftrag Schutzengel" angenommen hat. Als Personenschützerin muss sie auf den steinreichen Sohn (Benjamin Sadler) eines zwielichtigen Hamburger Kiez-Königs (Vadim Glowna) aufpassen.

Die Tochter eines ehemaligen Staatssekretärs in Nordrhein-Westfalen zählt zu den neuen und erfrischenden Kräften des deutschen Schauspiels. Trotz sieben vergeblicher Anläufe zur Schauspielschule und einer schockierenden Statistik über die Arbeitslosigkeit unter Schauspielern, die der kundige Vater ihr unter die Nase gehalten hatte, blieb Silke Bodenbender hartnäckig bei ihrem Berufsziel.

Blond und hübsch, das ist ja schon mal kein Fehler in der Branche. Doch dass sich bei ihr auch Talent und Können versammeln, daran gibt es keinen Zweifel. Silke Bodenbender hat mittlerweile eine zehnjährige Karriere an deutschen Bühnen - zuletzt war sie am Nationaltheater Mannheim engagiert - sowie eine Reihe bemerkenswerter Fernseh-Auftritte vorzuweisen.

Durch Dieter Wedels Scheidungsdrama "Papa und Mama" wurde sie vor drei Jahren einem breiten Publikum bekannt. Dass sie dabei aus versicherungstechnischen Gründen nicht selbst über die Fenstersimse klettern durfte, hat sie übrigens kräftig geärgert. Seitdem startet sie im Fernsehen durch.

Für ihre Rollen als Psychologin in "Das jüngste Gericht" (RTL) und als Ermittlerin in "Eine folgenschwere Affäre" (ZDF) wurde sie 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis als "Beste Schauspielerin Nebenrolle" ausgezeichnet. "Die Abgründe lauern hinter der harmlosen Erscheinung", urteilte die Jury.

In "Auftrag Schutzengel" lauert nicht so viel. Der Film von Sönke Lars Neuwöhner (Buch) und Peter Fratzscher (Regie) hat zwar solide Spannung und Silke Bodenbender zu bieten. Doch die Figur des schönen, verkannten Reichen, der sich von seinem Vater durch ausschließlich anständige Geschäfte absetzen will, ist dann doch eine Spur zu edel und gut.

Für etwas Abwechslung sorgt der private Nebenstrang der Geschichte: Die alleinerziehende Mutter Nadja Mohn muss erkennen, dass sie zwar Killer überwältigen, aber die eigene pubertierende Tochter immer weniger beschützen kann. So läuft alles auf ein herziges Finale hinaus, das Silke Bodenbender lieber als offenes Ende gesehen hätte. Wenigstens gibt’s noch mal eine kleine Schießerei.

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