Sterneköchin: „Tiefkühlpizza? Nie! Gar nicht!“

Douce Steiner ist Deutschlands einzige Köchin mit zwei Michelin-Sternen. Von Fertiggerichten hält sie gar nichts.

Sulzburg. Das Telefon steht bei Douce Steiner nicht mehr still. Die 41-Jährige ist die einzige deutsche Köchin mit zwei Michelin-Sternen. In Ihrem Gasthaus, dem „Hirschen“ im südbadischen Sulzburg, will sie ihrem Stil treu bleiben, wie sie im Interview mit unserer Zeitung erzählt.

Frau Steiner, kommen Sie mit dem Kochen noch nach?

Douce Steiner (lacht): Das geht schon, wir sind gut organisiert. Ich stehe ja auch nicht alleine in der Küche. Zusammen mit meinem Mann sind wir insgesamt zu zehnt.

Reicht das, um den Besucheransturm zu bewältigen?

Steiner: So einen großen Unterschied im Vergleich zu vorher gibt es gar nicht. Man merkt schon, dass immer wieder neue Gäste kommen, um sich den „Hirschen“ mal anzuschauen. Auch auf der Homepage sind die Besucherzahlen stark angestiegen. Trotzdem gab es nicht von einen Tag auf den anderen einen Riesenansturm.

Wie haben Sie von Ihrem zweiten Michelin-Stern erfahren? Kommt da jemand vorbei und überreicht eine Urkunde?

Steiner: Nein, da kommt niemand vorbei. Ich habe es genauso erfahren wie alle anderen auch. Irgendwann gingen die Anrufe von Journalisten los, die einen Blick in den neuen Michelin-Guide geworfen hatten. Dadurch war es dann offiziell — und ich war erst mal total überrascht.

Kochen Frauen anders als Männer?

Steiner: Frauen bleiben eher ihrer eigenen Linie treu, ohne immer nach links und nach rechts zu schauen. Sie kochen aus dem Bauch heraus das, was ihnen gefällt. Bei Frauen ist auch das Konkurrenzdenken nicht so stark ausgeprägt. Bei Männern ist das extrem in unserer Branche.

Was hat sich seit dem zweiten Stern verändert?

Steiner: Warum sollte ich etwas verändern? Ich habe doch die Sterne nicht dafür bekommen, was ich tun werde, sondern was ich getan habe. Ich koche nach wie vor das, was mir selbst schmeckt. Wenn ein Gericht fertig ist und ich es am liebsten selbst gleich essen will, dann ist es gelungen. In den letzten Jahren haben wir uns stark auf leichte, französisch angehauchte Küche spezialisiert.

Gehen bei Ihnen jetzt nur noch Feinschmecker essen?

Steiner: Da gibt’s eine gute Mischung. Wir haben Gäste aus der Ortschaft, Schulkameraden von mir, Stammgäste von früher und auch Leute von außerhalb. Mittags haben wir auch immer gut zu tun, weil wir dort ein Vier-Gänge-Menü für 45 Euro anbieten. Da kommen dann auch schon mal ein paar Wanderer vorbei, die das große Menü ausprobieren wollen.

Das kostet 130 Euro, so viel wie ein Zimmer bei Ihnen. Das kann sich ein Wanderer aber nicht mehr leisten.

Steiner (lacht): Was kostet denn eine Jeans? Auch locker 130 Euro. Wenn man bedenkt, dass hier zehn Leute den ganzen Tag in der Küche stehen, dann ist das gar nicht mehr so teuer. Es ist eine Frage der Wertschätzung. In Deutschland gibt es zwar immer mehr Genießer, aber im Vergleich zu anderen Ländern geben wir immer noch einen viel geringeren Anteil unseres Einkommens fürs Essen aus.

Schiebt sich eine Douce Steiner auch mal eine Tiefkühlpizza in den Ofen?

Steiner: Tiefkühlpizza? Nie! Gar nicht! Null! Ich mache Pizza sehr gern selbst, aber von Fertiggerichten halte ich nichts. Die habe ich noch nie gegessen.

Aber ein kleines Missgeschick ist bestimmt auch Ihnen schon in der Küche passiert?

Steiner: Das totale Chaos hat Sturmtief Lothar vor 13 Jahren angerichtet. Am Ersten Weihnachtsfeiertag hatten wir von 12 bis 17 Uhr keinen Strom — und das Restaurant war voll. Da habe ich erst mal die Kerzen und die Campingkocher rausgeholt. Wir konnten nur Stück für Stück kochen, aber erklären Sie das mal den Gästen.

Solange der Strom da ist: Was würden Sie für die Vorweihnachtszeit empfehlen?

Steiner: Da würde ich etwas Leichtes kochen, weil die meisten in der Weihnachtszeit so viel Süßes und Gebäck essen.

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