Stifter Karl-Heinrich Müller gestorben: Ein Paradies für die Kunst

Gesamtkunstwerk: Karl-Heinrich Müller, Schöpfer des „Natur“-Museums, starb im Alter von 71 Jahren.

Düsseldorf/Neuss. Karl-Heinrich Müller, der Initiator, Gründer und Erwerber der Museums-Insel Hombroich, der Raketenstation und des Kirkeby-Feldes vor den Toren von Düsseldorf und Neuss, ist tot. Montagvormittag ist er plötzlich und völlig unerwartet in seinem Haus am Düsseldorfer Kaiser-Friedrich-Ring entschlafen. Am Abend zuvor hatte er noch in geselliger Runde mit Vorstandsmitgliedern der Stiftung der Museumsinsel diskutiert. Er wurde 71 Jahre alt.

"Kunst parallel zur Natur" war seine Lebens-Devise, und er hat damit ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das einmalig ist. Müller hat sein Geld als international agierender Immobilienmakler verdient und ist aus diesem Job ausgestiegen, als in ihm der Gedanke an die Museumsinsel reifte. Seit Ende der 70er Jahre schob er nicht mehr Aktienpakete hin und her, sondern hortete die Weltkunst des 20.Jahrhunderts, neben archäologischen Funden, Grabbeigaben, Roll- und Knopfsiegeln, Amuletten und Dingen, die noch gar nicht wissenschaftlich erfasst sind.

1982 erwarb er die ersten Teile der Insel Hombroich, als dort nur eine Villa von 1816 und das Rosa Haus mit einem Nebengebäude von 1906 standen. Monatelang hockte er mit seinem Freund Erwin Heerich zusammen, den er seit der Düsseldorfer Werkkunstschule kannte, wo er als Sohn eines Fabrikarbeiters einige Zeit lang hospitiert hatte.

Müller war kein Spinner, eher ein Geschäftsmann mit der Sensibilität eines Dichters. Er kaufte antizyklisch, die spröden Schwitters-Reliefbilder beispielsweise, die in den 70er Jahren nur wenige Sammler schätzten. In dem Maler und Akademieprofessor Gotthard Graubner fand er einen kritischen Freund, einen wunderbaren Künstler, mit dem er los zog, um Werke von Cézanne, Corinth oder die herrlichen Skulpturen der Khmer zu kaufen und der Insel einzuverleiben.

Müller konnte lachen und fröhlich sein, und stets glaubte er an das Gute im Menschen. Die 14Pavillons des Bildhauers Erwin Heerich, die sich auf so wunderbare Weise in den von Bernhard Korte gestalteten Landschaftsgarten einfügen, sind auch heute noch ohne Aufseher, obwohl es um Werte in Millionen-Höhe geht. Seine Objekte bleiben ohne Beschriftung, weil seine Besucher erst sehen lernen sollen, bevor sie sich zu irgendwelchen Titeln herunter beugen.

1984 erweiterte er zum ersten Mal, ein Besessener, ein Glücksfall in einer Welt der ständig wachsenden Kommerzialisierung. 1995 kam die Raketenstation hinzu, seitdem "wachsen" dort die nobelsten, erlesensten Museen und Ateliers heran. Kunst, das ist für ihn nicht nur das visuell Wahrnehmbare, sondern ist Literatur, Musik und Wissenschaft.

77000 Quadratmeter groß ist das kunstvolle Reich, das längst in eine Stiftung übergegangen ist. Außer den Museumsbauten gibt es dort 15Ateliers für Komponisten, Sänger, Literaten, Maler und Bildhauer. In den kommenden Monaten und Jahren werden das Architekturmuseum, das Literatur- und Kunstinstitut des Volker Kahmen, die Museumshalle für das Clemens-Sels-Museum und deren ehemalige Leiterin Irmgard Feldhaus sowie das Haus der Musiker eröffnet.

Vita Karl-Heinrich Müller wurde 1936 in Düsseldorf geboren, als Sohn eines Fabrikarbeiters. Er reüssierte als Makler, mit Filialen in Wien und London. Der Pariser Kunsthändler Sami Tarica, Freund von André Malraux, brachte ihn in Kontakt zu Werken der Weltelite.

Insel Am 6.9.1982 erwarb er die Insel Hombroich. Der Bildhauer Erwin Heerich entwarf ihm "begehbare Skulpturen" zur Aufnahme der Kunstwerke. 1984 erstand er die Khmer-Sammlung. Mit ostasiatischer Kunst setzte er erste Akzente.

Feste Seit 1982 gibt es Konzerte, 1986 fand das erste Inselfestival statt, mit vielen Uraufführungen.

Raketenstation Eine ehemalige Nato-Basis gehört seit 1994 zu Hombroich.

Stiftung 1996 brachte Müller das Gelände, die Bauwerke und die Sammlung in eine Stiftung ein, die durch Mitstiftung des Kreises Neuss, der Stadt Neuss und des Landes NRW entstanden ist.

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