Bluse, Polohemd und Pullunder: Stil der Preppies

Paris (dpa/tmn) - Der sogenannte Preppy-Stil galt lang als Streberlook für Juristen, BWLer und reiche Sprösslinge. Brav und adrett ließen Polo-Hemd, Cashmerepullis, Streifenblusen und Bundfaltenhosen sie aussehen.

Doch inzwischen hat sich der Preppy-Schick rehabilitiert.

Es sind die 50er und 60er Jahre, die modisch den Ton angeben, und diesmal ist die gehobene, elitäre Gesellschaft der US-Ostküste Inspirationsquelle für einen aktuellen Kleidungsstil. Der junge Kennedy-Clan jener Zeit steht auch heute noch für den lässigen, aber stets gepflegten und ordentlichen Freizeitlook mit Bluse, Polohemd und Pullunder.

Der Preppy-Stil verdankt seinen Namen den „Preparatory Schools“, den Privatschulen für Kinder der gehobenen Gesellschaft, die auf eine der Elite-Uni vorbereitet werden sollen. Inzwischen hat das englische Wort „preppy“ Eingang in die Umgangssprache für adrett gefunden. In den 80er Jahren bereits von Labels wie Lacoste, Tommy Hilfiger, Ralph Lauren verwandt, feiert der Preppy-Schick ein Revival - nun auch bei jüngeren Modemarken wie Marc O'Polo und Cinque.

Das Besondere: Anders als Modevorbilder der Vergangenheit werden die Preppies aktuell nicht nur imitiert oder einfach im Original aus der Mottenkiste hervorgeholt, sie stehen vielmehr für eine neue Modeerscheinung. „Das ist nicht nur eine kurzer Trend, sondern ein klarer Stil“, sagt die Hamburger Modeberaterin Maria Hans. Bereits seit einigen Jahren trage man gerne die Elemente, nun habe sich der Stil verfestigt und perfektioniert.

Was macht den neuen Preppy-Look aus? Ursprünglich waren es die Polo- und Rugby-Shirts mit Emblemen der Sportclubs oder Colleges, die Chino-Hosen, Streifenblusen, Cardigans, V-Pullover, Trenchcoats und Tweed-Anzüge.

Heute werden diese Elemente nicht mehr von Kopf bis Fuß getragen, sondern der Stil wird gebrochen, erläutert Winfried Rollmann, Trendexperte des Deutschen Mode-Instituts, der seit mehr als 15 Jahren eine Modeberatung in Paris betreibt. Es wird etwa der klassische blaue Blazer zur gewaschenen Chino getragen.

„Allein ein Polohemd zu tragen, reicht für den Look nicht“, sagt auch Maria Hans. Jüngere Leute überzeichneten das Image des Streberlooks. Hilfiger setzt so einen Akzent etwa mit einer Nerd-Brille, Cinque mit der Mütze eines Landlords, den eine Frau trägt. Auch Tribly-Hüte dienten dazu. Für Rollmann zeigt sich die Silhouette des Neo-Preppy-Stils vor allem im Bleistift-Rock mit hoher Taille zum schmalen Pulli, der beispielsweise Mini-Puff-Ärmel hat.

Auch schon recht bekannte Kombinationen gehören zu diesem neuen Trend: Die sexy, kurze Shorts wird mit Strumpfhose zu schlichten, fast jungenhaften Schnürschuhen kombiniert. Zur lässigen Chino dürfen es Ballerinas sein.

Für die Frankfurter Modeberaterin Silke Gerloff gibt es gleich drei Anzeichen dafür, dass sich der Stil weiterentwickelt hat: „Zum einen ist er lässiger geworden, was sich etwa an den Nerd-Brillen und Trilby-Hüten zeigt. Dann ist er weiblicher als noch in den 50er, aber auch den 80er Jahren - was Kleider, Tuniken und sexy Röcke in den Kollektionen beweisen. Und vor allem ist er individueller geworden, weil jeder ihn ein wenig anders interpretiert.“

Aber für Andreas Rose, Modeberater aus Frankfurt, bleibt dem Stil immer noch etwas Biederes anhaften: „Er ist formell-konservativ, aber auch jugendlich-sportlich.“ Auch für Maria Hans hat der Look etwas Artiges. Aber: Gerade die klaren, teils knalligen Farben wirkten gleichzeitig frisch. „Ich kann an diesen freundlichen, adretten und meist fröhlichen Outfits nichts Langweiliges finden“, sagt die Modeexpertin.

Rollmann verteidigt den Trend ebenfalls: Er erkennt im Preppy-Stil mehr etwas Spielerisches, als dass dieser für eine neue Spießigkeit stehen könnte. „Gerade die jungen Frauen überspitzen diesen Look mit viel Ironie“, erläutert er. Dennoch betont er, man greife zu den Klamotten aus gesellschaftlichen, konservativen Gründen: „Bei all den Unsicherheiten wächst die Sehnsucht nach Klarheit. Die Menschen wollen nicht mehr wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängen. Das gilt auch für die Mode.“

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