„Christmasworld“ - Und schon weihnachtet es wieder

Frankfurt/Main (dpa) - Kerzen und Baumschmuck sind gerade weggeräumt, da bereitet sich die Konsumgüter-Branche schon aufs nächste Weihnachtsfest vor. In den Frankfurter Messehallen blinkt und glänzt es wie im Advent.

Für Michael Krebs ist eigentlich immer Weihnachten. Als Europachef des Familienunternehmens Krebs Glas Lauscha GmbH aus Thüringen denkt er bereits an die Kollektion für das Jahr 2012, während er im Januar gläserne Christbaumkugeln für 2011 an die Einkäufer bringen muss. „Für die großen Aufträge kommt die Messe eigentlich schon zu spät“, sagt er in der glitzernden Frankfurter Messehalle, die in diesen Tagen in allen Farben glänzt. Fünf Wochen nach dem Fest hat am Freitag (28.1.) die weltweit führende Leitmesse für das Weihnachtswesen, die „Christmasworld“, begonnen.

Glasfabrikant Krebs hat seine 2011er-Kollektion den Großkunden bereits im Herbst präsentiert, auf der Messe hält er bis einschließlich Dienstag (1.2.) den Kontakt zu den übrigen Händlern. Auch an den anderen 970 Ständen wird kräftig geordert, das Geschäft der gerade beendeten Saison stimmt Kunden und Hersteller optimistisch.

„Christmasworld“-Sprecherin Stefanie Abel begründet den Januar-Termin mit den langen Vorlaufzeiten, die nicht zuletzt wegen der langen Produktwege notwendig seien. Denn der Großteil des weihnachtlichen Tands wird nun einmal in Fernost gefertigt und muss per Schiff in die Abnehmerländer gebracht werden. „Wir brauchen die Ware möglichst schon im September“, sagt Händler Frank Baez-Doelle vom Lauschaer Glaskugelhaus, der den Messetermin im Januar gerade richtig findet.

„Nicht nur zur Weihnachtszeit“ heißt die Satire von Heinrich Böll, in der eine Familie um der kranken Tante willen über Jahre hinweg jeden Tag Weihnachten feiern muss. Auf der Frankfurter Messe hätten die schnell überdrüssigen Dauer-Feierer zumindest abwechslungsreiche Dekoration gefunden: Kugeln in traditionellen oder neon-grellen Farben, raffinierte Leuchtketten, Lametta, künstliche Nadelbäume oder ein mit 24 verschiedenen Bierdosen bestückter Adventskalender. Wer möchte, kann sich auch bunte Hamburger, Döner, Haustiere oder Knochen in den Baum hängen.

Besonders originell kommt das Projekt Loony des Diakonischen Werkes Baden aus Karlsruhe daher. Design-Studenten haben zum Beispiel Sterne aus Topfschwämmen, Tannenbäume aus Kleiderbügeln oder den kleinsten Adventskranz der Welt in einer Streichholzschachtel entworfen. Die sympathischen Produkte werden in Behindertenwerkstätten hergestellt und ebenfalls über die Messe vermarktet.

Der auch in den USA und Hongkong aktive Glasbläser Krebs zeigt hingegen die möglicherweise teuerste Weihnachtskugel der Welt, aber mindestens dieser Messe: 20 000 Euro muss der Kunde hinlegen für die mattierte, bordeauxrote Glaskugel im goldenen, mit 120 Diamanten besetzten Käfig. Von diesen Schmuckstücken habe man im vergangenen Jahr einige verkauft, berichtet die Firma. Vornehmlich an arabische Kunden, die damit ihre Londoner Stadtwohnungen ausstatten.

Was den Muslimen zu Weihnachten recht ist, kann den Christen offenbar billig sein, wenn eine Halle weiter ein Buddha bedenkenlos zur Weihnachtsdeko uminterpretiert wird. Und selbst für erklärte Weihnachtshasser hält die „Christmasworld“ noch das richtige Produkt bereit: Der aus echtem Stacheldraht gewundene Adventskranz sei die perfekte Kriegserklärung an jeglichen Weihnachtsdusel, meint zumindest der Hersteller Donkey Products.

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