Die Mode mischt Muster wild durcheinander

Köln (dpa/tmn) - In einer Band kann es nur einen Star geben. So ist das auch in der Mode: Entweder sticht die Farbe hervor, oder der Schnitt fällt auf. Aber was, wenn keines von beiden ein Hingucker ist?

Dann freut sich der Dritte - nun darf das Muster auftrumpfen.

Briten lieben quadratische Muster. Besonders gerne haben sie Karos - der berühmte Schottenrock zeigt das oder das Cape von Sherlock Holmes. Der Gentleman im karierten Umgang wird im Herbst überall kopiert, denn Karos sind gerade einer der großen Modetrends. Es gibt sie auf allem: auf Mänteln, Hosen, Pullis, Kleidern und natürlich auf Capes. Aber auch andere kleinteilige Muster sind derzeit besonders beliebt - und das hat etwas damit zu tun, dass die Schnitte der Kleidungsstücke eher wenig aufregend sind.

Sie sind geradlinig und sehr schlicht geschnitten. Und auch die Farben sind kein Hingucker. Es gebe in diesem Bereich eindeutig weniger Experimente, schreibt das Deutsche Mode-Institut in Köln in seinem Trendbericht für den Herbst. Doch mit etwas muss die Mode doch auffallen - nun sind also die Muster an der Reihe. „Geometrische Muster sind sehr wichtig“, sagt Silke Gerloff, Stilberaterin aus Offenbach.

Darunter ist der Klassiker das Karomuster, das sich aus viereckigen Farbflächen oder sich im rechten Winkel überschneidende Linien bildet. Es gibt sie in unzähligen Ausführungen - und alle finden sich auch im Handel: der für den Schottenrock typische Tartan etwa ziert bei Mango eine Hose. Mit den unregelmäßigen Madras-Karos schmückt United Colors of Benetton einen Mantel. Alberto hat eine Hose, Bugatti einen Anzug und Gil Bret einen Mantel mit Glencheck-Karos im Programm. Und Thomas Rabe kombiniert verschieden ausgerichtete Vierecke im Pepita-Stil.

Dass das in sein wird, bezweifelt die Stilberaterin Ines Meyrose aus Hamburg nicht: „Ich denke, dass Karomuster gut ankommen, weil die Mode immer lockerer wird und Karos etwas Freizeitlich-Entspanntes mit sich bringen.“ Aber auch andere viereckige Ausrichtungen und Kaleidoskopmuster sind im Trend. Die stärkste Ausprägung des Mustertrends sind jene Drucke, die es sonst nur auf Krawatten schaffen. Sie sind meist sehr kleinteilig. Was auf der kleinen Krawatte gut aussieht, kann aber auf großen Stoffflächen wie einer Bluse oder Hose für das Auge gewöhnungsbedürftig sein.

Es gibt Punkte, kleine Blümchen, selbst winzige Tierfiguren sind typisch. Geometrische Muster werden aber auch gerne genommen - eine Hose von Cinque zieren viele kleine Rauten, beim Modell von Minx sind es Vierecke. Teils spricht die Branche hierbei auch von einem Pyjamamuster - aber gemeint ist dasselbe, sagt Ines Meyrose. „Vergangenes Jahr wurde das Wort Pyjamamuster in der Modepresse verwendet, jetzt wird es auch oft Krawattenmuster genannt. Vielleicht hat Krawattenmuster eine positivere Assoziation und verkauft sich so besser.“

Die Stilberaterin Silke Gerloff rät, Hosen mit diesen Mustern zu wählen und dazu ein Oberteil aus Seide oder Strick zu kombinieren. Nachdem im Sommer bereits so gemusterte Hosen im Trend waren, trägt man das Muster nun im Herbst und Winter aber auf Hose und Oberteil parallel. Gerloff rät trotzdem für den Alltag, nur ein Teil zum unifarbene Rest zu tragen - sonst wirke es wirklich wie ein Pyjama.

Der vermeintliche Dauerbrenner sind Tierdrucke. Sie kommen in jedem Sommer in einigen Kollektionen vor - aber man hat nie das Gefühl, sie kommen richtig an. Jetzt aber legt eine geradezu auffällig große Zahl von Designern sie auf - noch dazu im Winter. Ein paar Beispiele: Hugo bietet einen Blazer mit Tiermuster und Comma eine Hose mit dem Muster eines Schneeleoparden an. Viele kombinieren auch in einem Teil mehrere Fell- und Pflanzenmotive: Mango zum Beispiel mischt in einem Kleid die schwarz-weiße Haut einer Schlange, das rotbraune Fell eines Löwen und dazu noch grüne Farne ineinander.

Gerloff ist hierbei zurückhaltend und findet, dass ein Mustermix nur etwas für Mutige sei. Sonja Grau rät dagegen, in die Vollen zu gehen und auch Einzelteile mit Fellmotiv miteinander zu tragen. „Kombinieren sie durchaus so viele Muster, wie das Outfit in seinen einzelnen Teilen hergibt“, sagt die Personal Shopperin aus Ulm. „Denn denkt man an die freie Wildbahn, so passen die einzelnen Tiere immer zusammen - und stehen noch so viele beieinander.“

Allerdings werde die Kombination schwierig, wenn Farbe und Drucke nicht naturgetreu sind. Genau das aber machen die Designer nun: Die Muster sind größer als in der Natur, verfremdet oder verzerrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort